Flachgau Western

1867. Mike, ein von Furchen gezeichneter, mittelaltriger Typ, kaute Tabak und schielte auf die Straße. Es wehten einige Blätter durch die verlassene Straße und eine alte Zeitung. Von weitem sah er ihn kommen, auf einem schwarzen Pferd, den Stern erkannte er glitzernd in der Sonne. Hatte er ihn also aufgestöbert, von Ort zu Ort war er gezogen. Nun war es soweit, in der Mittagshitze würde es unausweichlich zum Duell kommen. In der Stadt angekommen, stieg er vom schwarzen Pferd. Mike ging die Treppen hinunter, es knarrte. Dann ging er durch den Saloon ins Freie. Sie standen sich gegenüber, Mike spukte. Im Saloon waren sie alle versammelt, es war mucksmäuschenstill. „Das ist mein Revier“, rief er Mike zu. „Das sollen doch die Menschen im Saloon entscheiden“, hatte Mike eine demokratische Lösung parat. Sein Gegenüber schien kurz zu überlegen und willigte ein. „Ich werde gewinnen, weil ich immer gewinne“, warf er Mike zu. Beide mussten draußen auf der Holzveranda vor dem Saloon Platz nehmen, jegliche Beeinflussung war somit ausgeschlossen. Es dauerte mehr als drei Stunden, als eine ältere Frau das Ergebnis verkündete. Der Sieger war eindeutig Mike. Der Mann stieg auf sein schwarzes Pferd und ritt aus der Stadt. Vorher schrie er noch: „Das werdet ihr bereuen, das schwöre ich euch!“ Mike dachte sich nichts dabei und belieferte den Saloon auch in diesem Ort mit seinem vorzüglichen Champagner. Der Mann mit dem schwarzen Pferd kam aber wieder, er kaufte den Saloon, das Postamt und den Bürgermeister. Aus Champagner wurde Bier, Bier in rauen Mengen. An Mike und den vorzüglichen Champagner-Saloons im Flachgau erinnert nichts mehr. Der Bierbaron hatte letztendlich dann doch gewonnen.

Harald, 18. August 2023

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