Ein nächtliches Geschäft

Agathe Reisbesner, die irgendwann im April nachts im Hauptquartier des Phar­makonzerns Goldpill die Büros putzte, wurde stutzig, als sie in der Geisterstunde mit ihrem Wedel den Schreibtisch des Direktors Muffensauser abstaubte und da­bei unabsichtlich die Tastatur seines Laptops berührte. Auf dem Display erschien eine grellblinkende Anzeige, gespickt mit fernöstlichen Schriftzeichen, japanisch oder chinesisch vermutlich, die … Weiterlesen Ein nächtliches Geschäft

Vollmond

Endlich wieder Vollmond. Sie spürt ihre Kraft, alles bereit zum Sprung. Langsam öffnet sie die Tür, ein Quietschen folgt. Dämmriges Licht, ideale Bedingungen. Sie geht über die Straße, um gleich danach in einen Feldweg einzubiegen. Entfernt ist ein ihr unbekanntes Tier zu hören. Ihre Fingernägel scheinen zu wachsen, sie spürt so etwas wie ein Fell … Weiterlesen Vollmond

Der schwarze Wenzel

Der schwarze Wenzel war ein wilder Hund, von Anfang an und Zeit seines Lebens, oder vielleicht war er sogar etwas noch Wilderes, ein Wolf, ein wilder Wolf, ein einsamer, wilder Wolf. Er wurde in einer Nacht geboren, in einer unheimli­chen Nacht, am Fuß der Anden, als Sohn böhmischer Einwanderer, in einem gottverlassenen Dorf, in einer … Weiterlesen Der schwarze Wenzel

Die Königin der Nacht

Als die weltberühmte Sopranistin Ludmilla Trällerowa auf der Seebühne am Klo­peiner See im Rahmen einer Aufführung der Zauberflöte gerade zu den Koloratu­ren in der Arie Der Hölle Rache kocht in meinem Herzen ansetzen wollte, erklang just jener Melodiebogen, den zu singen sie im Begriff war und der unter den Sän­gerinnen als besonders anspruchsvoll gilt, von … Weiterlesen Die Königin der Nacht

Nachtleben

Er war dem Tag schon lang entkommen. Bürgerliche, die tagsüber leben, aber kaum Regungen zeigen können, glatte Gesichter, monotone Bewegungen. Oft wurde er unsicher, ob sie wirklich noch am Leben waren. In den Konzernen, bei Fastfood-Ketten und in den Versicherungsbüros arbeiteten sie Tag für Tag. Sicherheit und Anstand, vordergründige Moral, nichts mehr für ihn. Er … Weiterlesen Nachtleben

Gerechtigkeit

Einmal wachte Scheibner mitten in der Nacht auf. Der Mond draußen vor dem Fenster war zum Greifen nah. Scheibner stieg hinaus und berührte den Erdtra­banten mit der Hand. Er bestand zur Gänze aus eiskaltem Gold. Scheibner han­delte schnell und holte seine Metallsäge aus dem Schuppen. Bis zur Morgendäm­merung schaffte er es, den Mond in mehr … Weiterlesen Gerechtigkeit