Einmal ging ein arbeitsloser, griesgrämiger, dunkelhaariger Mann in eine gehobene Wirtschaft und bestellte eine Flasche Champagner. Das könne er sich doch gar nicht leisten, erwiderte die Kellnerin. Sie kenne ihn schon so lange. Er solle ein kleines Helles trinken, wie immer, und nicht randalieren. Papperlapp, hielt der Mann dagegen. Er müsse keine Postkartenmotive mehr entwerfen, er habe gerade eine Erbschaft gemacht. Das wolle er feiern. Er bestehe auf Champagner. Sie könne ihm ausnahmsweise einen lieblichen Moselwein kredenzen, seufzte die Kellnerin, das sei aber das höchste der Gefühle. Lieblicher Moselwein bekomme ihm nicht, bellte der Dunkelhaarige und schlug mit der Faust auf den Tisch. Er verlange letztmalig und unverzüglich eine Flasche Champagner. Unter einer Bedingung, lenkte die Kellnerin schließlich ein. Er müsse versprechen, dass er sich das alberne Oberlippenbärtchen wegrasierte, das er trage. Dann bringe sie ihm den Champagner. Weil der Griesgrämige sich standhaft weigerte, dem Ansinnen zu entsprechen, saß er am Ende wieder bloß mit einem kleinen, schalen Hellen da und stierte wütend auf die dunkle Holzvertäfelung im Schankraum der Wirtschaft. So konnte es nicht weitergehen, dachte der Mann. Er musste etwas unternehmen. Er würde in die Politik gehen, die Regierung stürzen und die Herrschaft selber übernehmen.
Michael, 15. September 2023