Die Handkurbel

Fischinger, der von allen einschlägigen Produkten, die auf dem Markt waren, nichts hielt, erfand kurzerhand eine neue Handkurbel, die an Geschmeidigkeit alles übertraf, was es sonst noch gab. Aber anstatt sie sofort als Patent anzumelden, führte er sie als erstes Fräulein Elvira aus dem örtlichen Supermarkt vor, in die er ein wenig verschossen war und deren Gunst er eines Tages zu gewinnen hoffte. 

Fräulein Elvira, die Fischinger gegenüber völlig gleichgültig war, konnte mit der Kurbel überhaupt nichts anfangen, blieb aber höflich und gab sich immerhin mäßig interessiert, als Fischinger ihr die Vorzüge seiner Erfindung erläuterte. Als Elvira alles erfahren hatte, was es über die Kurbel zu wissen gab, hatte sie auf einmal eine Idee. 

Sie bat Fischinger, dass sie die Kurbel für einen Tag mit zu sich nach Hause nehmen und ihrem Bruder Brutus zeigen dürfe, der einiges von technischen Gerätschaften verstünde. Fischinger, der dieses Ansinnen als ein erstes zartes Anzeichen von Zuneigung seitens Elviras wertete, stimmte freudig zu. 

Als er am nächsten Tag wieder in den Supermarkt kam, strahlte Fräulein Elvira, die an der Kasse saß, ihn so freudig an, dass Fischinger beschloss, alles auf eine Karte zu setzen und Elvira auf der Stelle einen Heiratsantrag zu machen. Er habe etwas Wichtiges zu verkünden, sagte er feierlich. Zuvor müsse er allerdings noch eine Flasche Champagner aus dem Regal mit den alkoholischen Getränken holen. Fräulein Elvira nickte ihm aufmunternd zu. 

Fischinger kehrte ein paar Augenblicke später mit einer Flasche in der Hand zurück, fiel vor Elvira auf die Knie und fragte sie, ob sie seine Frau werden wolle. Da lachte Fräulein Elvira und erklärte Fischinger, dass dies für sie unter keinen Umständen in Frage käme. 

Es sei aber sehr aufmerksam von ihm, dass er Champagner geholt hätte. Den wolle sie sie nämlich auf jeden Fall mit ihm trinken, weil es in der Tat etwas zu feiern gäbe. 

Die Handkurbel, die Fischinger ihr am Vortag überlassen hatte, habe ihren Bruder Brutus nämlich so sehr beeindruckt, dass er sie gleich am Morgen unter seinem Namen als Patent habe schützen lassen. Der Sachbearbeiter habe Brutus herzlich zu seiner Erfindung gratuliert und ihm ungeheuren Wohlstand vorhergesagt. 

Dafür sei sie, Elvira, ihm, Fischinger, ungemein dankbar und wolle nun mit ihm anstoßen. Den Champagner bezahle selbstverständlich sie. Er, Fischinger, sei eingeladen. 

Da befielen Fischinger zugleich ein heiliger Zorn und heftiger Liebeskummer. Er begann die Flasche aus Leibeskräften zu schütteln, bis der Champagner zischend ausfuhr und Fräulein Elvira den Korken so heftig ans Kinn schleuderte, dass sie benommen zu Boden ging. 

Fischinger leerte den Rest der Flüssigkeit über die Registrierkassa, die dadurch unbrauchbar wurde, und verließ grußlos den Supermarkt. 

Draußen vor der Tür hatte er spontan eine Idee für eine weitere Erfindung. Der neue Rückenkratzer, der ihm vorschwebte, würde alles in den Schatten stellen, was es auf diesem Sektor gab. Fischinger ging es gleich wieder besser.

Michael, 22.September 2023.

Ein Kommentar zu „Die Handkurbel

  1. Lieber Michael, bitte um Nachricht, wenn der neue Rückenkratzer von Fischinger fertig ist. LG P ________________________________

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