Erstunken und erlogen

Billy Tamer fuhr hinaus nach Cape Canaveral, weil er ein Faible für Raketen hat­te. Den eingebildeten Elon Musk mit seinem SpaceX mochte er nicht, deswegen hatte er sich dafür entschieden, lieber den Ingenieuren der NASA zuzusehen, wie sie ihre Flugkörper in die Stratosphäre jagten.

Billy war unglaublich enttäuscht, als er sah, wie die Ingeni­eu­re sich abmühten und wie ihnen dennoch so gut wie nichts gelang. Kaum ein­mal hob eine ihrer Raketen vom Boden ab und wenn doch, zerriss es sie bereits wenige Handbreit über dem Grund.

Irgendwann begannen die Ingenieure einen seltsamen Tanz, während dessen sie immerzu „Wernher von Braun“ riefen, „Wern­her von Braun“, immer wieder.

Billy Tamer wusste, dass Wernher von Braun schon lange tot war. Da platzte ihm der Kragen und er setzte sich oben auf eine Champagnerflasche und machte die NASA-Ingenieure durch laute Ru­fe auf sich aufmerksam.

Als die Ingenieure ihn endlich bemerkten, hörten sie auf, „Wernher von Braun!“ zu rufen und schrien stattdessen „Sicherheitsdienst, Sicherheitsdienst!“

„Papperlapapp!“, brüllte Billy Tamer zurück. „Ihr seid Versager! Eure Raketen fliegen nicht. Ihr braucht keinen Sicherheitsdienst!“

Die Ingenieure kratzten sich verlegen an ihren Stirnen.

„Was brauchen wir dann?“

„Das werde ich euch gleich zei­gen“, sagte Billy Tamer. „Seht her! Seht genau her!“

Er begann auf seiner Cham­pagnerflasche zu schaukeln und zu ruckeln und den Korken mit der einen Hand zu lockern und mit der anderen festzuhalten, bis beides schließlich nicht mehr zusammenging, und der Korken mit solcher Wucht aus dem Flaschenhals fuhr, dass er Billy Tamer mühelos bis ins Weltall katapultierte.

Er hatte an einen Fall­schirm gedacht, den er am höchsten Punkt seines Fluges zur Entfaltung brachte. Punktgenau landete er wenig später wieder unmittelbar vor den völlig verdutzten NASA-In­ge­nieuren.

„Na, was sagt ihr jetzt?“, fragte Billy Tamer triumphierend.

„Elon Musk!“, skandierten die Ingenieure. „Elon Musk!“

„Ihr seid wirklich nicht die Allerhellsten“, seufzte Billy Tamer. „Bei euch fährt der Lift nicht bis ganz nach oben. Vielleicht solltet ihr mit eurem Reinigungspersonal die Jobs tauschen.“

Was Billy eigentlich als einen Scherz gemeint hatte, wurde wenig später in die Tat umgesetzt. Die Ingenieure machten die Arbeit der Reinigungsleute, während das Reinigungspersonal sich um die Raketen kümmerte.

In der Zeitung las Billy Ta­mer später, dass das Raketenprogramm der NASA seit dem Personalwechsel wieder klaglos funktionierte.

Was nicht in der Zeitung stand, war der erstaunliche Um­stand, dass die früheren Ingenieure und jetzigen Reinigungsleute nur dann putz­ten, wenn die NASA ihnen genug Champagner zur Verfügung stellte.

Sie ließen allerdings nie die Korken knallen und hoben ergo auch nicht ab, sondern blieben stets auf dem Boden.

Immerhin nutzen sie den Champagner, um sich ihre Putzar­beit schön zu saufen.

Michael, 27.10.2023

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