Die Percht geht um

Johann hatte letztes Jahr mehr als nur Erfolg. Als Unternehmer fuhr ein Rekordergebnis ein und hatte die besten Champagner im Keller eingelagert, die er zu jeder Gelegenheit zu sich nahm, meist mit seiner Gattin, manchmal auch mit seinen beiden Geliebten. Johann hatte sich eine Rolex um 120.000 Euro zugelegt und der neue 911er machte selbst im Winter Spaß. Nun war es nunmal wieder so, dass der Esel, wenn es ihm zu ging, aufs Eis tanzen gehen würde. Johann als freiheitsliebender und experimentierfreudiger Mensch nutzte die Perchtennacht, um eine wilde Feier zu veranstalten. Er lud in dieser Nacht beide Geliebte auf seine Jagdhütte ein und dazu auch noch ein paar Freunde und Freundinnen während die Gattin in der Villa räucherte. Um die Percht nicht ganz zu verärgern, stellte er vor seine Jagdhütte, nachdem er sich mit seinen beiden Geliebten gleichzeitig vergnügt hatte, eine geöffnete Flasche Champagner. Mehr brauchte es nicht. Die Percht war wohl tatsächlich bei der Jagdhütte und von nun an ging es für Johann bergab. Eine Geliebte war schwanger, die Ehefrau verließ ihn, die Villa war weg und nach kurzer Zeit stand sein Unternehmen vor der Insolvenz. Das ganze Jahr ging es so weiter und nichts funktionierte. Nächstes Jahr stellte er – wie es nunmal der Brauch war – Milch vor seine Jagdhütte, die nun sogar als Hauptwohnsitz dienen musste. Wiederum schien ihn die Percht zu besuchen und das Jahr darauf ging es nun rapide bergauf. Er heiratete seine Geliebte, wurde ein liebevoller Vater und sein neues Unternehmen explodierte förmlich. Selbst ein stattliches Haus konnte er sich wieder bauen. Champagner trank er immer noch, vor allem wenn er seine Ex-Frau besuchte, die nun seine neue Geliebte war. Alles war wie früher, nur Johann schwor sich, nie wieder Champagner der Percht zu kredenzen.

Harald, 05. Jänner 2024.

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