„Fritz, du musst den Strom bezahlen!“, sang Verena in Richtung ihres Mannes und fing an, auf einem Bein vor ihm auf und ab zu hüpfen. „Sei doch so gescheit! Sonst muss dich der Mond bestrahlen, in der Dunkelheit! Sonst muss dich der Mond bestrahlen in der Dunkelheit!“
Fritz schlug entsetzt die Hände vor seinem Gesicht zusammen.
„Mein Gott, Verena!“, rief er aufgebracht, „Kannst du nicht einmal vergessen, dass du für ein Inkassobüro arbeitest?“
Sie sang alles gleich noch einmal.
Aus lauter Frustration wuchsen Fritz zwei zusätzliche Arme.
„Wie erbärmlich ist das denn?“, reagierte Verena endlich. „Immer wenn du nicht mehr weiter weißt, flüchtest du dich in deine alberne Armnummer!“
Fritz winkte mit seinen zusätzlichen Armen.
„Ich will endlich Frieden in die Welt bringen und Völkerverständigung!“
Verena berührte sein Stirn.
„Du bist heiß wie frische Lava!“
„Da habe ich eine Idee!“, rief Fritz.
Er riss den Kühlschrank auf, zog zwei Flaschen Champagner heraus und öffnete sie gleichzeitig mit seinen vier Händen. Er schenkte zwei Gläser ein, von denen er eines an Verena weiterreichte.
„Auf die Temperaturregulierung!“, rief er dann und stieß mit Verena an, dass die Gläser klirrten. Fritz trank seinen Champagner auf ex.
Wieder legte Verena ihre Hand auf seine Stirn.
„Mein Gott, du bist ja eiskalt!“
„Siehst du?“, rief Fritz triumphierend. „Es wirkt schnell! Der Weltfrieden ist gerettet. Und nun spiele ich Klavier, vierhändig!“
Er setzte sich an den pinken Steinway im Wohnzimmer und begann, die ungarischen Tänze von Johannes Brahms zu spielen.
„Wie ist das nur möglich?“, rief Verena plötzlich. „Du kannst doch gar nicht Klavierspielen!“
„Stimmt!“, antwortete Fritz und hörte mitten im Stück zu spielen auf. „Entschuldigung!“
Aus lauter Enttäuschung nahm Verena den nächstbesten Blumentopf und zerschlug ihn auf Fritzens Kopf. Fritz sackte zusammen und wurde ohnmächtig.
Als er wieder erwachte, saß er in seiner Garage in seinem Volvo auf dem Beifahrersitz. Aus irgendeinem Grund war der Airbag ausgelöst worden, der auf Fritzens Gesicht drückte und ihn am Atmen hinderte. Fritz schob den erschlaffenden Luftsack zur Seite.
Plötzlich rief draußen jemand seinen Namen.
„Fritz, kommst endlich? Und nimm den Champagner mit aus dem Wagen!“
Es war eine Frauenstimme. Er überlegte kurz.
„Es ist meine Frau“, dachte er plötzlich. „Aber wie heißt sie bloß? Verena jedenfalls nicht, da bin ich mir sicher!“
Michael. 12. Jänner 2024