Norbert sammelte seit Jahren exklusiven Champagner. Da das Jahr noch jung war, wollte er etwas Neues unternehmen und von Champagner hatte er eigentlich auch die Nase endgültig voll. Die Blödheiten im Unternehmen, für das er mehr als ein Jahrzehnt bereits ziehmlich erfolgreich gearbeitet hatte, nahmen über Hand. Dieses wurde von einem Konzern übernommen und die neuen, jungen Führungskräfte sprühten nur so vor Ideen. Von „low hanging fruits“, „Bedenkenträgern“ und „Synergieeffekte“ war die Rede. Norbert wollte zu den „low hanging fruits“ etwas beitragen und was könnte da besser als Champagner passen. Im Büro angekommen platzierte er in der Küche zehn Flaschen und öffnete diese immer dann, wenn sich einer von den Führungskräften blicken ließ. Von allen abgefeuerten Flaschen konnten neun als Volltreffer verbucht werden. Trotz dieser proaktiven und mutigen Aktion, die sich in den core values wunderbar spiegelte, musste Norbert den Hut nehmen. Frohgemut nutzte er den Nachmittag, um die Korken der restlichen Champagnerflaschen aus dem Keller knallen zu lassen. Dazu hörte Norbert eine seiner alten Hardrock-Platten. Es dauerte keine zehn Minuten, als die Polizei läutete. Als diese wieder abrückte, legte er statt AC/DC Kiss auf und feuerte weiter aus allen Rohren. Beim abermaligen Eintreffen der Polizei wusste er definitiv, dass es nicht an der Musikauswahl, sondern an der Lautstärke lag. Die restlichen Korken wurden unter massiver Erhöhung der Lautstärke in alle angrenzenden Grundstücke verschossen, dabei konnte er auch zwei Nachbarn direkt treffen. Beim drittmaligen Eintreffen der Polizei war der Spuk auch schon wieder vorbei und zu seiner Überraschung konnten sie sich überraschend gut über Champagner und Kleingeister unterhalten. Auf sein neues Hobby „Bumerang werfen“ angesprochen, meinten die Polizisten, dass er zumindest höher werfen sollte als Kleingeister springen können.
Harald, 26. Jänner 2024.