Wahre Geschichte

„Wäre ich nicht selbst dabei gewesen, ich hätte es nicht für wahr gehalten“, meinte später Edgar, der IT – Spezialist eines Unternehmens mit hunderten Filialen. Ausgerechnet in einer steirischen Filiale nahe seinem Wohnort passierten merkwürdige Dinge. Es begann relativ harmlos mit flackerndem Licht und kurzen Stromausfällen. Der Hauselektriker – die Filiale befand sich mitten in einem Fachmarktzentrum – konnte auch nach mehrmaligen Besuchen keine Ursache finden. Es wurde der Sicherheitskasten prophylaktisch getauscht. Das Flackern wurde mit der Zeit aber schlimmer und trat bereits fast jeden Tag auf. Also wurden im nächsten Schritt sämtliche elektrische Leitungen ersetzt, wieder keine Verbesserung. Elektrische Geräte wurden sukzessive geprüft und vom Stromnetz genommen. Die Stromausfälle und das Flackern kamen weiterhin vor. Die Kunden wussten nun teilweise auch schon Bescheid, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zuging. Das Management hatte sogar diese Filiale nun in ihren Besprechungen als eigenen Tagesordnungspunkt aufgenommen. Ab da an wurde es sogar noch schlimmer, was ja öfter der Fall war, wenn die oberste Führungskräfteetage auch noch mitmischte. „Der Cursor des PCs bewegt sich von selbst und fährt das System eigenhändig hinunter“, meinte die Filialleiterin relativ gefasst an der IT-Hotline. Edgar informierte zuerst die HR-Abteilung und fragte, was bei psychischen Erkrankungen zu tun wäre. Erst als er erfuhr, dass dort tatsächlich merkwürdige Dinge passieren, erklärte er sich doch bereit, die Filiale zu besuchen. Und tatsächlich konnte er es mit eigenen Augen beobachten. Der Cursor bewegte sich, ging nach links unten und schaltete das System aus. „Ein Virus“, schrie Edgar und alarmierte sofort die Konzernzentrale in Deutschland. Dieser wurde nicht gefunden. Also flog der PC ebenfalls auf die Müllhalde, aber das neue System brachte keine Verbesserung. Edgar war wieder einmal vor Ort als der Cursor sich verselbständigte, filmte diesmal und fluchte kurz. Darauf antwortete das System in einer völlig verzerrten Stimme oder Sprache mit etwas Undefinierbarem. Die Filialleiterin grinste schon müde während Edgar unter irgendeinem Terminvorwand schnellstmöglich den Ort des Geschehens verlies. Er sendete das Video seiner Schwester, die sich privat mit okkulten Dingen beschäftigte. Sie verlangsamte das Video und konnte den Satz „Ihr gehört da nicht her“ vernehmen. Im Topmanagement brach nun die pure Panik aus. Die Vorschläge reichten vom Exortzisten aus dem Vatikan bis zu Aura-Sprays. Der CEO sprach sich schließlich für die Abgabe der Filiale aus. Die Filialleitung erklärte sich zu sehr günstigen Konditionen bereit, diese im Franchise-System weiterzuführen. Seit diesem Tag war es ruhig geworden in der Filiale und für den CEO blieb ein unerklärlich fahler Beigeschmack.

Harald, 16. Februar 2024

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