Liebesgeister – Vom schrulligen Junggesellen zum erfolgreichen Blogger

In der Schule war Andreas völliger Außenseiter, in der Pubertät bei Mädchen, die ihm gefielen, immer chancenlos und selbst seine Mutter hatte größte Bedenken, ob der Bub mal überhaupt eine Frau finden würde. Das ging auch als junger Erwachsener so weiter und Andreas blieb schrulliger Junggeselle. Einmal mit knapp über 40 lernte er dann doch tatsächlich eine Frau kennen. Zwei ungeratene Kinder, etwas unförmig, deutlich älter als er und zwei fehlende Vorderzähne, so verstand nicht jeder diese Beziehung. Diese war auch nur von kurzer Dauer, er kam aber durch sie erstmals ins Ausland, konkret flogen sie nach Zypern. Andreas liebte das Meer und schwamm so oft es ging. Kurz nach dem Heimflug war die Beziehung dann zu Ende. Andreas stellte sich nun bis an sein Lebensende auf das für ihn doch einsame Leben als Single ein. Eine Woche später fiel ihm aber im Büro auf, dass mehrere Kolleginnen seine Nähe suchten. Diese Kolleginnen waren normalerweise völlig außer Reichweite und tummelten sich meist nur in deutlich höheren Führungsetagen. Wenn er nun in seinem Lieblingscafé frühstückte, wurde er zuerst von der jungen Kellnerin angelächelt und kurze Zeit später von einer der Stadtschönheiten gefragt, ob hier noch ein Platz frei wäre. „Wie kann es sein, dass sie noch Single sind und keine Kinder haben?“, kam als Frage meist später immer. „Ja, wie kann das sein“, sinnierte Andreas. Aufgrund der vielen Geschichten, die ihm Models, Schauspielerinnen, Lehrerinnen, Ärztinnen, Krankenschwestern (besonders gute Gespräche), Architektinnen, Managerinnen, Musikerinnen, Juristinnen und über ein hohes arbeitsloses Einkommen verfügende Ehegattinnen erzählten, begann Andreas einen Blog zu schreiben. Nicht nur, dass er die schönsten Frauen der Stadt an seiner Seite hatte, war er nun auch finanziell so gut ausgestattet, sodass er seine trostlose Bürotätigkeit vollständig aufgeben konnte. Wobei die Trostlosigkeit sich definitiv nicht auf die Abschiedsfeier bezog, bei der der männlichen Belegschaft mal wieder die Kinnlade runterfiel. Andreas konnte sich anfangs diese unglaubliche Trendwende nicht erklären. Als er sich eines Tages die Urlaubsbilder von Zypern ansah, fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Er schwamm an jener Küste, an der Aphrodite an Land ging und berührte sogar den berühmten Felsen. Es dauerte nicht lange, bis er unter all seinen Gespielinnen auch Aphrodite zu erkennen schien. Er wollte auch weiterhin ihr gekonntes Spiel gerne mitmachen, wo doch die Vorteile so überwogen. Manchmal musste er sich jedoch vor eifersüchtigen Männern in Acht nehmen, vor allem vor Hephaistos, der noch immer mit Aphrodite verheiratet war. Seiner kurzen Beziehung, der er so viel verdankte, schenkte er ein sattes Vermögen, von der sie sich eine mondäne Villa kaufte. Die zwei Vorderzähne fehlten ihr immer noch, aber das schien auch die feschen Männer jetzt nicht mehr zu stören.

Harald, 19. Juli 2024.

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