„Verschwinde, Du gehörst hier nicht her, Du bist tot!“, rief ich im Keller, als mich wieder einmal ein Geist belästigte und meinte, er könnte mir einen Schrecken einjagen, indem er mich von hinten anhauchte. Es war nicht das erste Mal, dass ein Geist so etwas versuchte und daher hatte ich bereits eine gewisse Routine in meinen Antworten. Meist wussten diese Geister schlicht nicht, dass sie tot waren und wenn ich sie darauf hinwies, verschwanden sie umgehend. Also ging ich zufrieden die Treppen hinauf in das Erdgeschoß, als mich dieser Geist am Rücken ergriff. „Du bist tot, tooo-oot, tot!“, rief ich betont, schien dieser doch etwas schwerhörig zu sein. „Schatz, ist was?“, hörte ich oben meine Gattin. „Nein, alles bestens“, antwortete ich und wollte meine Gattin auch nicht weiter behelligen, da mich ein leiser Verdacht beschlich. Ich drehte mich um und sah deutlich seine Schattierungen. Als er sich ganz nah an mich ranmachte und mir fast schon zärtlich über mein Gesicht strich, war mir klar, dass es sich um meine ehemalige Geliebte Christine – zu Lebzeiten eine wirklich sehr sexy und attraktiv wirkende Frau, die mich immerzu heiraten wollte – handeln musste. Christine war im jungen Alter von 27 Jahren vor zwei Wochen einem schweren Herzinfarkt erlegen und ich konnte unmöglich auf das Begräbnis im Ort gehen, kannte mich doch jeder und der Zusammenhang wäre wohl dann gar nicht mehr so schwer herzustellen gewesen, da ich doch sonst immer Begräbnisse wie der Teufel das Weihwasser scheute. Ich blieb aus schlechten Gewissen bei Christine im Keller und wir liebten uns auf dem sehr unbequemen Fliesenboden. Meine Hoffnung, dass es sich hier um einen letzten Abschied handelte, erfüllte sich keineswegs. Mindestens zwei Mal in der Woche war Christine nunmehr anwesend und es war gar nicht mehr so leicht, diese ungute Begebenheit vor meiner Gattin zu verheimlichen, da ich meist sehr erschöpft aus dem Keller zurückkam und in meinem Alter der Umstand mit dem harten Boden nur schwer zu verkraften war. Selbst meine noch lebende Geliebte schöpfte schon den Verdacht, dass ich wieder mit meiner Gattin verkehren würde. Es musste etwas geschehen und nach drei weiteren harten Wochen hatte ich die rettende Idee. Ich schlich mich nächtens in das Haus des Nachbarn – ein ewiger Junggeselle mit wenig Chancen auf Änderung – und räucherte sein ganzes Haus mit Vanille Wonka Nicolai Pafumeur Createur aus, ein sehr süßer und dichter Weihrauch kombiniert mit eleganter Vanille. Christine liebte Vanille und bereits nächsten Tag teilte sie mir mittels Gesten mit, dass sie zu ihm ziehen würde. Als mich meine Gattin einige Zeit später fragte, ob mir bei unserem Nachbarn etwas aufgefallen wäre, weil diese alte Griesgram plötzlich glückselig pfeifend seine Gartenarbeit erledigen würde, meinte ich nur: „Vielleicht hat er ja eine geistreiche Frau kennengelernt.“