Berühmtheitsspuk in Salzburg: Aufklärung einer Mordserie?

„Wo bin ich?“, fragte ich eine Tischnachbarin. „Salzburg, Sie befinden sich im Café Bazar“, schüttelte die ältere Dame den Kopf und murmelte: „Dem haben sie auch was in den Kaffee geschüttet“. Langsam konnte ich mich wieder erinnern. Eigentlich war ich vor drei Jahrzehnten gestorben, durchaus als eine kleine Berühmtheit. Um meine neuerliche Mission herauszufinden, besuchte ich diverse literarische Veranstaltungen. Etwas abenteuerlich kam ich zu einer sehr luxuriösen Zweizimmerwohnung, die mir von einer Mäzenin finanziert wurde. Sie glaubte, ich wäre in der Schriftstellerei hochbegabt und sollte unbedingt ein Buch schreiben. Damit traf sie für mich den Nagel auf den Kopf. Jeder sollte die wahre Geschichte erfahren, hatten sie mich doch alle falsch eingeschätzt. Meist schrieb ich am späten Nachmittag, ging später dann aus, soff nicht zu wenig und besuchte Hostessen, die mir die Nacht versüßten. Als mein Buch schon fast fertig war, traf ich meine frühere Liebe Astrid wieder und sie erkannte mich trotz meines deutlich veränderten, aber jung gebliebenen Aussehens sofort. Wir verbrachten verruchte Nächte und konnten beide nicht wirklich glauben, dass ich wieder hier war. Ungustiöserweise begann in Salzburg genau zu diesem Zeitpunkt wieder eine Mordserie. „Nicht schon wieder“, strich mir Astrid über den Oberarm, „hast Du nicht genug?“. Ich schüttelte nur den Kopf und machte mich nächstens auf den Weg. Diesmal würde ich es allen beweisen. Leider war alles beim Alten, jede Ermordete kannte ich aus meinem Nachtleben und wieder war ich verdächtig. Alles wäre eine Wiederholung geblieben, hätte ich nicht dem damaligen wahren Täter diesmal eine Falle gestellt. Der mittlerweile beförderte, kurz vor der Pension stehende Oberstaatsanwalt wurde verhaftet und ihm konnten auch die ganz alten Morde nachgewiesen werden. Durch seine Tätigkeit hatte er vollen Zugang zu den Ermittlungen gegen mich und so war wohl meine Mission erfüllt. Nichtsdestotrotz durfte ich aus unerklärlichen Gründen hier bleiben. Diesmal wollte ich auch das Buch nicht mehr selbst veröffentlichen, obwohl es im Gegensatz zu den früheren Veröffentlichungen aus meiner eigenen Feder stammte. Das überlies ich Astrid. Als in Salzburg trotz des im Häfen sitzenden Oberstaatsanwalts zwei Prostituierte kurz hintereinander ermordet wurden, blieben wieder Liebe, Mord und Zweifel. Ich, Jack U., kannte mich wohl selbst nicht gut genug. Aber das war auch egal, Astrid und ich liebten uns, waren einfach nur glücklich und ihr Buch wurde ein Bestseller.

Harald, 13. September 2024.

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