Die Verwandlung im Moor: Wenn Krampus und Nikolaus erscheinen

Es war vor langer Zeit, als ich auf einem Pferd durch die Moorlandschaft im Grenzgebiet von Salzburg und Oberösterreich ritt. Der Nebel hing tief über den Feuchtwiesen und der Wald, den ich durchbrauste, war dunkel und geheimnisvoll. Ich galoppierte auf einem schmalen Pfad, als plötzlich der Nikolaus vor mir auftauchte. Er hielt mein Pferd unvermutet mit einer Hand am Zügel und blickte mich streng an.

„Vor Schreck wäre mir fast mein Sack hinuntergefallen!“, rief er. „Du kannst doch nicht mit deinem Pferd im Höllentempo durch das Moor brettern!“

Ich blieb ruhig und sah ihn an. „Alter Mann, du musst einfach rechtzeitig ausweichen. Und apropos Hölle: Wo ist eigentlich dein schattiger Begleiter?“

Der Nikolaus seufzte. „Er musste kurz für ein kleines Krampusgeschäft hinters Gebüsch. Das ist wohl dein Glück.“

Ich lachte und schüttelte den Kopf. „Die Zeiten, in denen ich mich vor den Krampussen gefürchtet habe, sind lange vorbei. Die sind klein, hohl in der Birne und sinnlos am Toben.“

Der Nikolaus grinste und deutete hinter mich. Als ich mich umdrehte, stand dieser Zwerg mit finsterem Blick wirklich hinter mir. Ich konnte nicht anders, als mich weiter über ihn lustig zu machen.

Doch der Krampus, der keine Regung zeigte, hob nur den Arm und deutete auf mein Pferd. Ich zuckte zusammen und folgte seinem Blick. Mit einem schnellen Schlag seiner Rute berührte er die Stute, und im nächsten Augenblick verwandelte sie sich von einem stolzen Pferd in ein winziges Holzspielzeug.

Mein Lachen erstickte im Keim. Erschrocken starrte ich auf das verkleinerte Tier, während der Krampus seine Rute erneut schwingte – diesmal in meine Richtung. Die Luft um mich herum schien plötzlich kälter zu werden.

„Ich… ich entschuldige mich!“, stammelte ich. „Ich werde nie wieder einen Krampus als ‚hohl in der Birne‘ bezeichnen!“

Der Krampus nickte zufrieden und ließ mich los. Ich versprach ihm, dass ich niemandem von diesem Vorfall berichten würde, und dass ich fortan jeden Krampus mit dem nötigen Respekt behandeln würde.

Mit meinem nunmehr wertlosen Holzpferd unter dem Arm machte ich mich schnell vom Acker. Drei Stunden später erreichte ich mein Zuhause. Im Garten fand ich einen ruhigen Platz und stellte das kleine Pferd vorsichtig ab. Ab und zu sprach ich mit ihm, doch es gab keine Antwort, bis zum 6. Dezember.

An diesem Tag, als ich das Pferd betrachtete, hörte ich eine leise Stimme in meinem Kopf. „Mit dem Teufelsgesellen macht es mehr Spaß als mit dir“, flüsterte sie, „aber ehrlich gesagt muss ich mich noch an diese Gestalt als blondes Mädchen wieder gewöhnen. Ich war eine von einem hundertjährlichen Fluch erfasste Fee und die Rückverwandlung wäre auch ohne seiner Rute passiert“

Da war mir bewusst, dass dieser alte Mistkerl mich wohl ganz übel übers Ohr gehauen hatte.

Harald, 06. Dezember 2024.

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