Ein unvergesslicher Morgen mit den drei Magiern

Ich hatte gehört, dass sich drei mächtige Magier aus dem Morgenland bald auf dem Weg machen würden. Da ich die drei Jungs für meine Zwecke etwas nutzen wollte, befestigte ich einen LED-Stern am Hausdach, der sicher gut zehn Kilometer sichtbar war. Weiters ließ ich meinen Neffen bei mir in der geheizten Garage übernachten, der zwar schon über zwei Jahre alt war, aber hoffentlich noch als Neugeborener durchging. Als Junggeselle musste ich auch noch eine Maria besorgen, was sich anfänglich als etwas schwierig darstellte. Ich fand eine junge Schauspielstudentin, die sich ein paar Euro dazuverdienen wollte. So verbrachte ich gemeinsam mit ihr die Nacht in der Garage. Bis Mitternacht war von den Magiern noch nichts zu sehen. Gegen 1.00 Uhr kamen ein paar Jugendliche, die den Stern für ein Partyzeichen hielten. Ich trank mit Ihnen dann guten Willens einige Bier. Um 02.00 Uhr kamen dann vier Freunde von mir vorbei, da sie in der Garage noch Licht brennen sahen. Wir leerten zwei Flaschen Whiskey. Der kleine Neffe schlief fest, selbst Maria war bereits im Träumeland. Nur ich – also Josef – wachte über den Beiden. Es war gegen vier Uhr, als die Nachbarin vor der Garage erschien und meinte, dass ein kleines Glas Sekt am Morgen vor der Arbeit nicht schaden könnte.  Ich konnte sie erst nach der dritten Flasche abwimmeln und es wurde auch gleich hell. Dann geschah es, es tauchten tatsächlich die drei Magier in schönen Kleidern auf. Ob dem jungen Buben nicht kalt wäre, haben sie gefragt. „Das ist ein Neugeborener und außerdem liegt er auf einer Heizdecke“, verneinte ich. Außerdem hatten sie ein Maria etwas auszusetzen, da diese für mich doch zu jung wäre. Ich erklärte, dass eine alte Maria wohl kaum mehr Kinder bekommen würde. Außerdem würde sie die ganze Szenerie an ein Ereignis vor über 2.000 Jahren erinnern. Endlich konnte ich sie auf meine Fährte locken. Die Frage nach meinem Wunsch war klassisch: Gold (so ein kleiner Barren würde meine Geldsorgen sicher lösen), Myrrhe und Weihrauch fügte ich hinzu, um nicht verdächtig zu wirken. Sie verstanden kein Wort. Ich wiederholte die Wörter nun langsamer. „Gold, Weihrauch und Myrrhe“ wollte ich wiederum sagen, alkoholbedingt kam eher „Hol, gebrauch, plörre“. Die Magier waren ratlos. Ich machte Handbewegungen, rief „Hol gebrauch Plörre“ und winkte alles zu mir. Nach gefühlt einer halben Stunde luden sie endlich das Gewünschte ab. Ich war erleichtert und schlief zwischen Maria und dem Kind selig ein. Im Traum wurde mir gratuliert, dass ich immer an die Magier geglaubt hätte und nun den rechten Lohn dafür erhalten würde. Mit ziemlichen Kopfschmerzen wachte ich am späten Vormittag auf. Maria schüttelte den Kopf, der Bub quietschte vergnügt. Ich rieb meine Augen und sah vor meiner Einfahrt weder Gold, noch Weihrauch, noch Myrrhe. Die drei Magier hatten mich wohl gehörig verarscht. Eine weitere Nachbarin konnte am Nachmittag dann etwas Aufklärung in die Geschichte bringen. Ich hätte die Müllabfuhr an der Weiterfahrt am frühen Morgen gehindert und obwohl es sich um drei kräftige Männer handelte, gelang es ihnen nicht, mich von meinem Vorhaben abzubringen. Sie versuchten mich zu verstehen und kamen nach einer gemeinsamen Beratung zum Schluss, dass ich wohl mit „Hol gebrauch Plörre“ das Abladen des bisher eingesammelten Mülls meinen würde. Da ich damit zufrieden war, fuhren sie schließlich weiter. Mein Bruder holte sein Kind später ab und fragte, was denn hier passiert wäre. Ich meinte lapidar, dass ich hoffe, dass sein Balg vernünftig haftpflichtversichert wäre. Mit einem gescheiten Kind wäre das jedenfalls nicht passiert, führte ich weiter aus. Maria kritisierte ich ebenfalls noch, dass wohl zwei Semester Schauspieluniversität nur für diesen Mist hier reichen würde. Ich selbst war mir keiner Schuld bewusst, schließlich war die Idee richtig gut und für das nächste Jahr jedenfalls ausbaufähig. Mein Glaube an die Magier bleibt jedenfalls unerschütterlich. 

Harald, 3. Jänner 2024.

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