Dicke Vögel


Haidinger, die früher einmal Landesrätin gewesen war, hatte nun ein neues Auf­gabengebiet. Sie sorgte sich um wohlstandsverwahrloste Singvögel, die vom üppi­gen Futterangebot im Speckgürtel der Hauptstadt so dick geworden waren, dass sie kaum noch Lust hatten, abzuheben. Haidinger ließ ihre Techniker eine ganze Palette an Aufscheuchgerätschaften konstruieren, mit denen sie die korpulenten Vögel zum Fliegen zwingen wollte, damit sie in der Luft das überschüssige Fett wieder in Energie umwandelten und es so abbauten. Die Vögel dachten aber gar nicht daran, sondern verbargen sich im Blattwerk und unterdrückten jedwedes Gezwitscher und jedweden Gesang, bis Haidinger wieder abgezogen war. In der Werkstatt ließ sie die Aufscheuchgerätschaften von den Technikern wieder zerle­gen und beschloss einen Strategiewechsel, der darauf fußte, dass eine ganze Ar­mada von Katzen Jagd auf die dicken Vögel machte. Was Haidinger nicht bedacht hatte, war der Umstand, dass die Katzen, damit sie den Vögeln auflauern konn­ten, sie an ihren Futterplätzen aufsuchen mussten, wo eben jenes Futter auslag, das auch die Katzen begeisterte und ihnen am Ende eine ähnliche Leibesfülle be­scherte wie den Vögeln. An einen Jagderfolg der Katzen war in diesem Zustand nicht mehr zu denken. Haidinger rief frustriert die Dorffeuerwehren an und bat sie, mit Hilfe ihrer Motorspritzen die Vögel samt den Katzen in Richtung Kanalisation zu spülen. Die Feuerwehrleute kamen diesem Ansinnen mit großer Genugtuung und höchstem Genuss gern nach.

Michael, 12. September 2025

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