Als der Fuchs es einmal leid war, ständig von den Hunden des englischen Thronfolgers gehetzt, in die Enge getrieben und schließlich vom Thronfolger selbst totgeschossen zu werden, fuhr er zum Schloss Huntington, bat um eine Audienz, die ihm ohne viel Federlesens gewährt wurde, und kam dem Thronfolger gegenüber ohne Umschweife gleich zur Sache.
„Du, Thronfolger!“, sagte er zum Thronfolger, „ich bin es leid, von deinen Hunden gehetzt, in die Enge getrieben und schließlich von dir totgeschossen zu werden!“
Der Thronfolger blickte den Fuchs verständnislos an.
„Ich bin der Thronfolger“, antwortete er schließlich, „und du bist ein Fuchs. Mir wird einmal das ganze Land gehören. Die Hunde gehören mir jetzt schon. Dir gehört gar nichts. Du hast keinen Besitz und keine Rechte. Und weil das immer schon so war, werden dich weiterhin meine Hunde hetzen, in die Enge treiben und ich werde dich schließlich totschießen. Darüber hinaus bereitet es mir ein erhebliches Vergnügen, dich totzuschießen, wenn du in die Enge getrieben bist. Es wird also keinesfalls aufhören, sondern so bleiben, wie es ist.“
„Aber …“, setzte der Fuchs empört an, doch der Thronfolger schnitt ihm das Wort ab: „Und jetzt mach dich vom Acker, ich muss mich um die Hunde kümmern!“
„Eines sag ich dir, Thronfolger“, erwiderte der Fuchs ruhig. „Du magst ja ein großes Tier in deinem Stall sein! Aber unter uns echten Tieren zählt einer wie du gar nichts! Und wenn du nicht aufhörst, mich zu hetzen und totzuschießen und zur Strecke zu bringen, dann beiß ich dir bei nächster Gelegenheit ein Stück von deinem Skalp von der Kopfhaut! Das sieht nicht nur so hässlich aus, dass du damit nie König werden kannst, sondern infiziert dich vielleicht auch mit dem Tollwuterreger, sodass du dir danach nie mehr sicher sein kannst, dass du nicht im nächsten Augenblick durchdrehst. Hast du mich verstanden?“
Der Thronfolger blickte höchst indigniert.
„Mir hat in meinem gesamten bisherigen Leben noch nie jemand widersprochen. Aber wie dem auch sei: Was du vorhast, wird dir nicht gelingen, räudiger Fuchs!“
„Du sagst es“, lächelte der Fuchs. „Die Räude droht dir auch noch, wenn ich dich erst gebissen habe.“
Der Fuchs drehte sich herum und verschwand.
Der Thronfolger ließ schnellstmöglich eine weitere Hetzjagd veranstalten, bei der es sich nicht nehmen ließ, an der Spitze des Zuges zu reiten.
Als er nicht damit rechnete, sprang der Fuchs den Thronfolger in einem Hohlweg von der Seite her an und biss ihm wie angekündigt, ein Stück von der Kopfhaut heraus. Das mutige, aufrechte Tier musste diese Tat dennoch mit seinem Leben bezahlen, da einer der nachrückenden Begleitjäger den couragierten Wildhund mit seinem Gewehr erlegte.
Der Thronfolger erkrankte zwar weder an der Tollwut noch an der Räude, wurde jedoch von seinen Untertanen wegen der kahlen, stets geröteten und stark juckenden Stelle auf seinem Hinterkopf zu keiner Zeit mehr ernst genommen, auch nicht, nachdem er später zum König gekrönt worden war.
Michael, 19. September 2025