„Ich bin ein fester Trottel“, murmelte Tobias. „Zu blöd für alles!“ „Ich würde da etwas freundlicher mit mir reden“, sagte plötzlich eine Stimme hinter ihm. Tobias drehte sich erschrocken um – und da stand ein echter Kobold, zumindest so echt wie halt ein Kobold sein konnte.
„Bist du… Pumuckl?“ fragte Tobias misstrauisch.
Ein freches Kichern ertönte. „Mehr oder weniger!“
Bevor Tobias blinzeln konnte, fegte der Kobold durch die Wohnung wie nach dem Genuss von fünf Espresso. Teller, Gläser, Toaster – alles flog durch die Luft. Nur die Kaffeemaschine ließ er stehen; offenbar war sie ihm zu schwer oder doch zu heilig.
„Spinnst du?!“ brüllte Tobias und rannte hinterher wie ein spanischer Stier. Das brachte den Kobold nur noch mehr zum Lachen – und nun segelten auch Blumenstöcke, Kerzenständer und eine violette Vase durch die Gegend, letztere zerschmetterte Tobias selbst, als er nach dem kleinen Unhold greifen wollte. Oben im ersten Stock das gleiche Chaos. Kein Halten. Kein Einfangen. Nur Fluchen und Fliegen.
„Du blödes Wesen!“, keuchte Tobias und griff zu drastischen Mitteln: Haftkleber, Mausefallen, sogar zwei Gummigeschosse aus einer Pistole. Nichts half.
In seiner Verzweiflung streamte Tobias alle Pumuckl-Folgen. Irgendwann kam ihm die rettende Idee: „Vielleicht braucht der einfach ein Bett.“
Und tatsächlich – nachts wurde es still. Zumindest meistens. Tagsüber flog aber weiter alles zu Boden. Also baute Tobias dem Kobold ein Puppenhaus. Das hielt ihn beschäftigt: jetzt konnte er dort die kleinen Möbel runterwerfen, statt in der echten Wohnung.
Nach ein paar Wochen fragte sich Tobias beim regelmäßigen Aufheben: „Bin ich hier eigentlich der Trottel?“ Der Kobold grinste breit. „Wenn ich recht überlege… ja!“
Tobias regte sich furchtbar auf – und dann plötzlich gar nicht mehr. „Weißt du was? Das ist ab heute vorbei!“ Er hob nichts mehr auf. Im Büro sagte er zu allem, was ihn nervte, einfach „Nein“.
„Kannst du bitte noch…?“ fragte die Kollegin. „Nein“, sagte Tobias – und lächelte dabei. Drei Wochen später blieb diese Kollegin über Nacht. Tobias zwinkerte dem Kobold zu.
„Ich muss weiter“, sagte Pumuckl und schulterte einen winzigen Rucksack. „Der nächste glaubt, er sei ein Trottel. Und da gibt’s noch einiges zu tun!“ Tobias verdankte ihm seine Ruhe, seine Freundin – und seine Karriere. Und irgendwie hatte er es ja schon als Kind gewusst: Pumuckl würde irgendwann sein Leben auf den Kopf stellen.
Harald, 17. Oktober 2025.