Eine Kappe voll Champagner

„Mon dieu, Conrad!“, rief DeGaulle. „Was saufen Sie denn da?“

„Das ist Moselwein!“, erwiderte Adenauer trocken. „Lecker Moselwein! Und was kippen Sie sich hinter die Binde?“

„Ich trinke Champagner“, rief DeGaulle und lüftete seine alberne Kappe, „naturellement. Aber sagen Sie mir, Adenauer, wie schmeckt etwas, das Sie lecker nennen? Furchtbar, oder?“

„Wollen Sie schon wieder einen Krieg beginnen, wo doch der letzte erst zu Ende gegangen ist?“, blaffte Adenauer. „Mein Moselwein ist ein Gedicht!“

„Ich grab dich an der Mosel ein“, dichtete DeGaulle, „und gieße dich mit Moselwein! Es lebe der Champagner!“

„Auch bloß verschnittene Traubenplörre!“, rief Adenauer. „Kein Zauberwasser!“

„Doch ein Zauberwasser!“, entgegnete DeGaulle. „Hier, probieren Sie!“

Er goss einen tüchtigen Schluck Champagner in seine Kappe und reichte sie Adenauer.

„Ich sauf doch keine vergorene Traubenplörre aus einer speckigen Froschfresserkappe!“, rief der Bundeskanzler.

„Tun Sie doch!“, widersprach DeGaulle, hielt ihm die Nase zu und schüttete ihm den Champagner in den offenen Mund.

„Stimmt, schmeckt vorzüglich“, räumte Adenauer röchelnd ein, nachdem er sich aus dem Griff des Franzosen befreit hatte. „Ein solches Benehmen kann aber nicht hingenommen werden. Es schreit nach einer Strafe. Um euch den Elsass und Lothringen wegzunehmen, dazu sind wir zu schwach. Aber das Saarland behalten wir.“

Genau so kam es dann auch.

Michael, 16. Dezember 2023

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