Sportsgeist und ein unerfüllter olympischer Traum

Sportsgeist

Warum ich in der Schule immer als Letzter zur jeweiligen Mannschaft gewählt wurde, blieb mir ein Leben lang schleierhaft. Auch wenn ich Sport nicht als meine Lieblingstätigkeit bezeichnen würde, so ist es doch so, dass ich mich meist einmal in der Woche sportlich betätige. Seit einigen Monaten hatte mich dann doch im höheren Alter der Ehrgeiz gepackt und ich trainierte für die Teilnahme an den olympischen Sommerspielen. Zuerst dachte ich ans Radfahren, verwarf diese Idee nach kurzer Recherche der Durchschnittsgeschwindigkeiten wieder schnell. Leider wurden ausgerechnet die olympischen Disziplinen Tauziehen und Weitspucken aus dem Programm genommen, bei denen ich mich durchaus chancenreich gesehen hätte. Gottseidank kam mir meine länger bestehende Verbindung zum internationalen Verband zu Gute und ich konnte mich mit Fug und Recht nun als Medaillenanwärter bezeichnen. Vor wenigen Tagen wollte ich auch nach Paris aufbrechen, hätte mich nicht kurz davor das Verletzungspech eingeholt. Ich befand mich gerade nach Einbruch der Dämmerung am Dach des Nachbarn, um letzte Vorbereitungen zu treffen. Plötzlich schrie dieser vom Balkon hinauf, was ich hier machen würde. Ich antworte, dass ich mich auf Olympia vorbereiten würde. „Jetzt spinnt er völlig“, richtete der Nachbar seiner ebenfalls am Balkon befindlichen Frau aus. „Die Olympiade ist für ihn doch unerreichbar“, urteilte diese. Ich – immer noch am Dach balancierend – versuchte ihr den Unterschied zwischen Olympiade und den olympischen Spielen zu erklären. Ich hatte bei meinen Ausführungen fast schon mein Sportgerät erreicht, als ich das Gleichgewicht verlor und fast sieben Meter in die Tiefe stürzte. Durch den gebrochenen Arm kann ich nun leider nicht in Paris teilnehmen. Mein Sportgerät befindet sich daher immer noch am Dach des Nachbarn. Vor dem Fernseher warte ich aber gespannt, wer den Wetterhahn-Weitwurf gewinnen wird. Ich persönlich tippe auf einen Franzosen.

Harald, 26. Juli 2024.

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