In dubio pro Wumms


Heidelberger prügelte sich mit Himberger. Erdberger ging dazwischen.

„Seid ihr von Sinnen, ihr durchgeknallten Beerenobstler! Dies hier ist eine Universität und keine Biodiversität!“

Himberger begann Erdberger zu vermöbeln. Heidelberger schlug auf beide ein, mehr jedoch weiterhin auf Himberger als auf Erdberger. Erdberger rief Bromberger zu Hilfe, der ebenfalls Spaß daran hatte, andere tüch­tig zu verhauen. Einen besonderen Grund benötigte er dafür nicht. Bromberger schlug mit seinen schwarzen wulstigen Pranken alle grün und blau.

Als gerade die schönste Keilerei im Gange war, bei der die Beteiligten einander nichts schenkten, steckte plötzlich die Sekretärin Herta Honig den Kopf zur Tür herein.

„Ich soll euch ausrichten, dass ihr sofort leise sein sollt!“, rief sie. „Ihr stört den Dekan bei seinem Mittagsschlaf.“

„Wir sind gleich fertig“, sagte Brom­berger. „Ich habe diese Luschen in Nullkommanichts aufgemischt!“

Herta Honig zuckte die Schultern und schloss die Tür. Die Prügelei tobte unvermindert weiter. Heidelberger behielt Oberwasser, obwohl Bromberger ihm immer heftiger zu­setz­te. Himberger und Erdberger, die mehrfach getroffen wankten, stießen so gott­erbärmliche Schmerzenslaute aus, dass die Tür abermals aufging.

„Der Dekan stellt euch ein Ultimatum“, flötete Herta Honig. „Entweder es herrscht in zehn Se­kunden Stille oder er schickt seinen Geist und schaltet euch aus.“

„Sein Geist schaltet uns aus?“, höhnte Himberger. „Das will ich sehen.“

Die Sekretärin zuck­te die Schultern.

„Wie ihr meint. Ich habe euch gewarnt.“

Sie schloss die Tür. Die Streithähne hörten, wie draußen der Schlüssel herumgedreht wurde.

„Mist!“, rief Erdberger. „Der Alte hat uns einschließen lassen!“

„Was soll schon sein?“, sagte Bromberger. „Wir können zwar nicht hinaus, aber der Geist kann auch nicht her­ein.“

In diesem Augenblick wurde die Deckensprinkleranlage aktiviert und es er­gossen sich Sturzbäche über die uneinsichtigen Kampfhähne.

„Was ist das für eine komische Flüssigkeit?“, schrie Erdberger in die seltsamen Gischtfontänen hinein. „Wasser ist es jedenfalls keines!“

„Es ist der Geist!“, rief Himberger. „Der Alte ertränkt uns in Himbeergeist!“

„Verdammt!“, schrie Heidelberger, dem der Alkohol schon bis zu Kniekehlen stand. „Ich will noch nicht sterben!“

„Wir hätten gehorchen sollen!“, jammerte Erdberger. „Nun ist es zu spät!“

„Seid still!“, rief Bromberger. „Alle! Ich muss mich konzentrieren!“

Er warf sich mit seinem statt­lichen Kampfgewicht grimmig gegen die Tür, die sogleich nachgab, barst und aus den Angeln krachte. Alle schwiegen erleichtert und rührten sich nicht, während der Himbeergeist über die Schwelle in den Nebenraum plätscherte.

„Na also“, ki­cherte Herta Honig. „Geht doch!“

Michael, 6. Dezember 2024

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