Dicke Vögel

Haidinger, die früher einmal Landesrätin gewesen war, hatte nun ein neues Auf­gabengebiet. Sie sorgte sich um wohlstandsverwahrloste Singvögel, die vom üppi­gen Futterangebot im Speckgürtel der Hauptstadt so dick geworden waren, dass sie kaum noch Lust hatten, abzuheben. Haidinger ließ ihre Techniker eine ganze Palette an Aufscheuchgerätschaften konstruieren, mit denen sie die korpulenten Vögel zum Fliegen … Weiterlesen Dicke Vögel

Jäger und Sammler

Ich heiße Konstanze und bin eine erfahrene Frau, was das andere Geschlecht betrifft. Ich hatte zahlreiche Liebhaber: Machos, Egoisten, Narzisten, Psychopathen, Muttersöhnchen, Latin Lover, Bettnässer, Hochleistungsrammler und Frauenversteher. Mein aktueller Lebensgefährte Oskar ist ein Mann von glasklaren Prinzipien. "Es gibt Jäger und Sammler", sagt er. "Jäger töten Tiere, Sammler sacken ein, was die Natur ihnen … Weiterlesen Jäger und Sammler

Die Farben der Rehe

Olaf traf auf einer Lichtung den Jäger Allotrius, der ihn davor warnte, dass er noch weiter in seinen Wald hineinginge. Dort gäbe es neuerdings ein blaues Reh, das gehöre ihm, Allotrius, ganz allein, das lasse er sich von niemandem nehmen oder gar verscheuchen, schon gar nicht von einem Städter wie ihm, Olaf, der kei­ne Ahnung … Weiterlesen Die Farben der Rehe

Weiße Wildgänse

Von meinem Nachbarn Wampeck weiß ich, dass er ein passionierter Fleischesser ist, dass er Geflügel besonders schätzt und sich aber aus Geiz meistens bloß ge­chlorte Billighühner gönnt, deren Kadaver beim Diskonter jeweils schon kurz vor dem Ablaufdatum stehen und deshalb noch einmal preisreduziert sind. "Wam­peck, alter Gourmet!", sage ich daher zu ihm, als ich ihn … Weiterlesen Weiße Wildgänse

Silberlinge

Als Pater Abortus einmal sonntags mit Grippe das Bett hüten musste, empfing Hilmar die Heilige Kommunion aus der Hand von Schwester Klamydia, die den Geistlichen vertrat, der die Wandlung schon vorab in seinen Privatgemächern vorgenommen hatte. Hilmar schob sich den Leib Christi in den Mund, biss wie immer fest zu und spürte plötzlich einen stechenden … Weiterlesen Silberlinge

Rauchende Köpfe

Der Hirsch tritt aus dem Wald auf die Straße, entdeckt das dreieckige Verkehrs­schild und beginnt es nachdenklich zu mustern. Er spinnt mehrere, sehr merkwürdige Gedanken zur selben Zeit. Der Hirsch erkennt, dass in dem weißen Dreieck ein springendes Tier abgebildet ist, dass dieses Tier von der selben Art ist wie er selbst und dass es … Weiterlesen Rauchende Köpfe

Zügelpinguine

Meinem Vater gewidmet, der sich eine Geschichte mit den Namen Vaupel und Krusebecker gewünscht hat Die Direktorin des Naturhistorischen Museums in Wien, Frauke Vaupel, eine Beu­teösterreicherin, die aus Castrop-Rauxel stammte, bezeichnete sich, wenn sie sich jemandem vorstellte, als eine Nachteule. Weil sie sich selbst so einschätzte, verlegte sie ihre Arbeitszeiten konsequent immer häufiger in den … Weiterlesen Zügelpinguine

Hochstand VII – Die verflixte Sieben

Das blaue Klappfahrrad, das wieder puristisch in seine klassische Ausführung abgespeckt worden war, lehnte an einer Bauruine in der Nähe des Süßwalds. Felicitas war mit einer nagelneuen Winchester Wildcat ausgerüstet. Justus wartete mit den passenden Patronen bereits auf dem Hochstand, der vom letzten Unwetter in Mitleidenschaft gezogen war. Aus Vorfreude wie eine Hummel summend betrat … Weiterlesen Hochstand VII – Die verflixte Sieben

Rehragout

Als Plättner am Morgen seine Tochter fragte, welches Gericht sie sich als Mittags­mahl wünschte, gab sie zur Antwort, dass ihr der Sinn nach Rehragout stünde, und zwar vom selbst überfahrenen Reh. Plättner nahm das Ansinnen seiner Tochter ernst, packte seinen Feldstecher und stieg in seinen SUV. Er fuhr hinaus auf die Landstraße und machte sich … Weiterlesen Rehragout

So könnte es sich zugetragen haben

An diesem Tag im Juni 1908 zweifelt sogar der ihm allzeit treu ergebene Adju­dant und Büchsenspanner Hoschtalek, der in höchster Verlässlichkeit alle Treffer protokolliert, einen Augenblick lang am Verstand und an der Herzensbildung sei­nes Herrn, des Erzherzogs Franz Ferdinand, der sich in einen nie zuvor in diesem Ausmaß dagewesenen Blut- und Schlachtrausch hineinsteigert und mehr … Weiterlesen So könnte es sich zugetragen haben

Die Jagd der Königin

Einst wurde ich aufs Anwesen der Königin nach Sandringham gerufen, weil im Schlossgarten der Buchsbaumzünsler so sehr wütete, dass Eile geboten war, oder wie Roderick, der Beauftragte der Queen es ausdrückte, dass ich mein Gesäß un­verzüglich lüften, die große Giftspritze einpacken und mich sputen sollte. Ich ge­horchte, wuchtete ein halbes Dutzend Kanister mit Thiacoprid auf … Weiterlesen Die Jagd der Königin

Ein Jäger aus Kurpfalz

Als einmal mein Nervenkostüm bedrohlich zu flattern begann, konsultierte ich einen Psychotherapeuten, der mir zu einem mehrwöchigen Aufenthalt in einem Baumhaus riet. Ich folgte seinem Rat und mietete mir in der Nähe von Ampfl­wang in einem abgeschiedenen Wäldchen eine entsprechende hölzerne Behau­sung. Am Anfang ging alles gut. Mein Nervenkostüm begann sich zu stabilisieren. Ich lauschte … Weiterlesen Ein Jäger aus Kurpfalz

Jagdvariante III

Ein drittes Mal bin ich in der Wiedehopfinger Au unterwegs. Diesmal folge ich dem Verlauf des Gimpelbaches, der unregelmäßig mäandernd viel Abwechslung bietet. Zu meinem Erstaunen treffe ich auch hier an einem Hochstand wieder auf den Jäger, der von oben kommend auf der letzten Leitersprosse seinen Feldste­cher ins üppig wuchernde Springkraut an der Uferböschung wirft. … Weiterlesen Jagdvariante III

Jagdvariante II

Wieder durchstreife ich die Wiedehopfinger Au und passiere an ihrem Rand einen anderen Hochstand als ein paar Wochen zuvor. Abermals klettert der mir bereits bekannte Jäger gerade herunter. Diesmal hängt zu meinem Erstaunen über seiner Schulter ein Gewehr. "Waidmanns Heil!", grüße ich salopp, obwohl mir derlei nicht zusteht. "Diesmal bewaffnet unterwegs?" Das Wild sei schlau … Weiterlesen Jagdvariante II