Eines Tages, wenn wir den Führerschein auf Google machen werden, wird Herrn Emms Frau sagen: „Emm“ (auf das förmliche Herr verzichtet sie in intimen Momenten), „Emm“ wird sie sagen „du nimmst in einem Maße zu, dass es schon direkt ungustiös ist!“
Dies wird Herrn Emm dazu veranlassen sich sportlich zu betätigen. Da er beim Sport auch Spaß haben wollen wird, wird er eine Ballsportart, bevorzugt einen Mannschaftssport, wählen. Herr Emm wird einer Altherrenfußballmannschaft beitreten und zweimal pro Woche trainieren um am Freitag ein Spiel gegen eine Mannschaft ähnlicher Güte auszutragen.
Nach dem Training wird man noch ein gekühltes Getränk, bevorzugt Bier, zu sich nehmen und an manchen Abenden wird das Geburtstagskind der Woche eine Runde spendieren, gerne auch mehrere, im Falle eines runden Geburtstages.
Da Herr Emm nicht für ungesellig gehalten werden wollen wird, wird er seinen Geburtstag auf beschriebene Weise begehen und den Sportskollegen wird ihre kalte Labung von Herzen vergönnt sein.
Herr Emm wird aber dann doch sehr bald nach Hause aufbrechen, schließlich wird am folgenden Tag wieder ein Arbeitstag sein. So wird sich Herr Emm in sein Wasserstoff-Brennstoffzellen-Auto setzen, guten Gewissens in den eingebauten Alkomaten blasen und eine herbe Enttäuschung erleben.
„Alkoholisierung und Betrugsversuch, der Wagen kann bis morgen 18 Uhr nicht in Betrieb genommen werden“ wird auf dem Display aufscheinen. Völlig perplex wird Herr Emm aussteigen und dem bereits fürsorglich von seinem Wagen herbeigerufenen Polizisten gegenüberstehen.
„Führerschein und Zulassung!“ Herr Emm wird sein Handy zücken und die gewünschten Apps aufrufen. Der Polizist wird die Daten aus dem Speicher des Auto auslesen und sagen „Hamma a weng was drunkn, oder?!“ „Ein Seidel“ wird Herr Emm stammeln. „Hamma gleich“ wird der Polizist sagen und ein Testgerät hervorziehen um Herrn Emms Alkoholisierungsgrad amtlich festzustellen.
„Null Komma achtzehn, fahrtauglich“ wird der amtliche Apparat bescheiden. Der Polizist wird noch einmal die ausgelesenen Daten kontrollieren und dann sagen „Ah, Sie ham ja scho des Update auf Version 7.13.22. Der gesetzlich vorgeschriebene Alkomat im Fahrzeug gleicht da jetzt die über DNA Analyse gewonnenen Fahrerdaten aus der Alkoholtestung mit Ihren Kreditkartendaten ab und da stehen 21 Seiderl, 8 Vodka und zwei alkoholfreie Bier, wenn man das so nennen kann 😉 Aus Sicherheitsgründen hat das Fahrzeug also die Weiterfahrt verhindert, die Polizei alarmiert und Ihre Kreditkarte gesperrt.“
„Aber Sie können das sicher entsperren, jetzt nach dem Sie festgestellt haben, dass ich fahrtauglich bin?“ wird Herr Emm fragen.
„Das leider nicht“ wird der Streifenpolizist sagen „ich kann nur die polizeiliche Anzeige stornieren, die Sperre des Fahrzeuges kann nur in dringenden Notfällen aufgehoben werden, zum Beispiel um ins Einkaufszentrum zu fahren, um dort online bestellte Waren abzuholen, weil die Lieferdrohne ausgefallen ist.“
„Wie komm ich jetzt heim?? Taxi fährt um diese Zeit keines mehr, weil für die autonomen ist jetzt Ladezeit und ein Fahrertaxi kann sich ein Normalverdiener sowieso nicht leisten, grad wenn er die Freunde zu Bier und Schnaps in einem Lokal mit lebendiger Bedienung eingeladen hat.“
„Nun“ wird der Streifenpolizist sagen, „eine Möglichkeit gäbe es. Streifenwagen haben das letzte Update nicht bekommen, Amtsverschwiegenheit und so, Sie wissen…. Unsere Wache ist ja gleich bei Ihnen ums Eck wenn Sie also wollen….“
„Natürlich will ich!“
„Da wäre nur eine Sache“ wird der Streifenpolizist errötend stammeln. „Sie müssen fahren. Streifenwagen haben zwar das neueste Update nicht, aber die Alkoholsperre ist nur für Einsatzfahrten deaktiviert…. Betriebsfeier sozusagen, Dienstjubiläum vom Chef, Sie wissen…, also Sie müssen fahren, fahrtauglich sind Sie ja.“
So wird es kommen, dass Herr Emm mit dem Streifenwagen nach Hause fahren, seine Sportskollegen nie wieder einladen und deshalb für ungesellig gehalten werden wird.
© Martin Siegel, 2019