Er war aufgewacht, 2.30 Uhr und alleine. Er klappte den halben Körper aus dem Bett, um sich anschließend langsam zu erheben. Seine Knie spielten seit einiger Zeit nicht mehr ganz so mit. Aber er arrangierte sich damit, sollte wohl Schlimmeres geben. Jetzt ging er langsam die Treppen hinunter. Er drehte kein Licht auf, kannte den Weg, lebte schon lange in einem kleinen Haus, abgelegen, mit einigen Erinnerungsstücken, aufgeräumt und immer ein frischer Blumenstrauß auf dem Küchentisch. Niemand würde unten warten, seine Sehnsucht selten gestillt. Er schaute aus dem Fenster, kaum etwas im Dunkeln zu sehen, nur Wiese. Er rieb sich die Augen und als er wieder etwas klarer in die Nacht hinaussah, konnte er sie zwischen mehreren Bäumen 150 Meter entfernt eindeutig erkennen. Seine Jugendliebe, kaum gealtert, lief direkt auf sein Haus zu. Zur Tür rannte er, zittrig steckte er den Schlüssel ins Türschloss und öffnete. Noch 50 Meter, dann würde sie bei ihm sein, 20 Meter, er konnte es nicht glauben, als sie bei ihm angekommen ihn in die Arme nahm. Glücklich atmete er ein, zog sie zu sich und gab ihr einen Kuss. Plötzlich wachte er auf, halb aus dem Bett gefallen. Es war noch nicht einmal hell, da wählte er spontan die Nummer seiner Jugendliebe, stand sie doch tatsächlich im Telefonbuch. Als sie abhob und seine Stimme hörte, war sie nicht überrascht, sondern erzählte von ihrem Traum, in dem er direkt auf ihr Haus zulief und das trotz seiner Knieprobleme. Das Wiedersehen nährte die Hoffnung, dass sie sich diesmal nicht mehr aus den Augen verlieren würden, lebten sie doch den selben Traum.
Harald, 5. Oktober 2019
Das ist eine wirklich nette Geschichte!
Von meinem iPhone gesendet
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