Guerre des toilettes

Nach der nächtlichen Strategiebesprechung mit seinen Generälen im Haupt­quartier bei der Panozzalacke in der Lobau ließ Bonaparte sich von seinem Koch im Küchenzelt noch eine Portion Austernhackbraten mit Froschklößen auf­wärmen, von dem sie seit ihrem Aufbruch aus ihrer französischen Heimat große Mengen in Proviantkisten mit sich führten. Die Warnungen des Kochs, dass das Gericht nach den langen Märschen durch den halben Kontinent allmählich nicht mehr zum Verzehr taugte, schlug Napoleon in den Wind. Etwa eine halbe Stunde später baute sich in seinem Gekröse bereits ein solcher Druck auf, dass Bonaparte im Laufschritt sein Zelt verließ, um seine goldene Feldtoilette aufzusuchen, die sein persönlicher Adjudant diskret im Schutz eines Ensembles aus Krüppelbirken für den alleinigen Gebrauch durch den Kaiser aufstellen hatte lassen. Aus einiger Entfernung traute er seinen Augen nicht. Ihm schien, dass sein goldenes Klo sich in der Dunkelheit selbstständig gemacht hatte und einige Handbreit über dem Boden in die entgegengesetzte Richtung davonschwebte. Die Befürchtung des Kaisers erwies sich als wahr. Er machte zwei Männer in schwarzen österreichi­schen Infanterieuniformen aus, die mit seiner Toilette das Weite suchten. „Mon dieu, mon clo!“, rief Bonaparte aus und schickte etwas hinterher, das wie „Falottes!“ und „Halunques!“ klang. Es half nichts. Die Aktivitäten im Darm des Kaisers hatten eine solche Intensität erreicht, dass er die Verfolgung abbrechen und wie ein gemeiner Soldat ins nächtliche Birkenmoos stuhlen musste. Obwohl die Erleichtung gewaltig ausfiel, schlief Napoleon in der Folge schlecht und nur kurz. Der heimtückische Raub seiner geliebten goldenen Toilette brachte ihn an den folgenden beiden Tagen so sehr aus dem Konzept, dass er in seinen Befehlen unkonzentriert agierte und bei den Kampfhandlungen mit den Österreichern zum ersten Mal seit Beginn des Krieges den Kürzeren zog. Erst als es einige Wochen später einem Trupp von verkleideten Gardepionieren gelang, das Klo aus den Händen des Feindes zurückzustehlen, wendete sich das Blatt wieder zugunsten der Franzosen. Nach mehreren erquickenden Morgenschissen ihres Oberbefehls­habers beendeten die französischen Truppen in der Schlacht bei Wagram den Fünften Koalitionskrieg als Sieger.

Michael, 27. März 2020.

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