Seit mehr als drei Jahrzehnten war er schon Bürgermeister einer Gemeinde im Salzburger Land. Dieses Jahr feierte er seinen 75. Geburtstag. Unter seiner Amtszeit wurde das Gemeindezentrum neu gebaut, der Recyclinghof renoviert und elf neue Feste im Jahreskreis eingeführt. Seinen Plan, die erste Gemeinde mit einem Fest pro Woche zu werden, machte der örtliche, katholische Pfarrer zunichte. Er genoss die vergangenen Wochen den Herbst in vollen Zügen. Nicht nur die bunten Blätter, sondern auch das Vergängliche mochte er besonders. Es war letzten Donnerstag, als er wie üblich seine Geliebte um Punkt 21.00 Uhr besuchte. Seine Frau war es gewöhnt, dass er wegen diversen Verpflichtungen wie Bauausschuss, Vorstands- und Aufsichtsratssitzungen, Parteitreffen und Jahresmeeting der Kleingärtner meist spät nach Hause kam. Um 21.15 ging es schon heftig zur Sache und um 21.32 sollte es zum Höhepunkt kommen. Dieser gelang, wobei genau in diesem Moment ein heftiger Stich im Herz dem Ganzen bzw. dem Bürgermeister ein jähes Ende bereitete. Seine Geliebte schrie auf und hämmerte auf seine Brust, was so etwas wie ein Versuch einer Wiederbelebung darstellen sollte. Dann rannte sie in ihrer Wohnung auf und ab und kam wieder zurück ins Schlafzimmer. Er lag dort mit einem verschmitzten Gesichtsausdruck. Sie dachte nochmals kurz nach und wußte dann was zu tun war. Sie rief seine Frau an und schilderte die eher mißliche Lage. Diese wunderte sich nicht weiter und sagte ihr nur, dass sie einfach ruhig bleiben sollte. Seine Frau rief daraufhin sofort den örtlichen Postenkommandanten an, mit dem sie seit Jahren heimlich liiert war. Dieser fuhr zur Wohnung der Geliebten. Zu zwei schliffen sie den Leichnam, den sie notdürftig vorher angezogen hatten, zum Auto des Bürgermeisters. Die Geliebte gab dem Postenkommandanten den Autoschlüssel und sie setzten ihn auf den Beifahrersitz. Zuhause bei der Gattin angekommen, zerrten seine Frau und der Postenkommandant den Leichnam ins Schlafzimmer, zogen ihn wieder aus und legten ihn ins Ehebett. Sie vergnügten sich anschließend im Wohnzimmer und nachdem der Postenkommandant gegangen war, rief seine Frau die Rettung an, die zwanzig Minuten später samt Notärztin eintraf. Diese konnte nur mehr den Tod feststellen. Ein Herzinfarkt, der ihn im Schlaf überrascht hatte. Für die Bevölkerung war das ein schöner Tod, den er sich redlich verdient hatte, wer wünscht sich nicht ein friedliches Entschlafen. Das Begräbnis fand bereits vier Tage später statt. Der Pfarrer lobte seinen unermüdlichen Einsatz für die Bevölkerung bis zur letzten Stunde. Seine Frau, ganz in schwarz, rannen dabei einige Tränen die Wange hinunter. Bei den Kondolenzen betonten viele gegenüber seiner Frau, was er doch für ein glücklicher Mann gewesen sein musste, so wie er in der Aussegnungshalle sogar als Toter noch gelächelt hatte. Als ihm beim offenen Grab die Anwesenden die letzte Ehre erwiesen, wäre es fast noch zum Eklat gekommen. Als die bereits siebzehnte Frau mit einer orangen Samtbluse, die Lieblingsfarbe des Bürgermeisters, ein Kondom hinunter zum Sarg warf, wollte der Pfarrer schon für Ordnung sorgen, biss sich aber auf die Zunge, da er darüber nachdachte, ob es nicht besser gewesen wäre, hätte er ihm doch die 52 Feste im Jahr erlaubt.
Harald, 16. Oktober 2020