Dinge, die geregelt werden

Es ist in einer Ehe nicht immer einfach, auch als ehemaliges Regierungsmitglied und nunmehriger Lobbyist bzw. Privatier. Seine Gattin war schon immer eifersüchtig und etwas impulsiv. Er liebte den Reitsport und frönte seinem Hobby regelmäßig. Sie nutzte im Jahr mehrere Aufenthalte in der Toskana, um Abstand zu gewinnen und ihre teilweise schlechten Angewohnheiten mit einigen Liebhabern zu kurieren. Der jetzige Aufenthalt wurde ihr auch vom Gatten sehr nahe gelegt, da sie bei ihrem letzten Tobsuchtsanfall eine 27jährige Nebenbuhlerin mit einer Pistole aus sieben Meter Entfernung nur knapp verfehlte. Diese regte sich ungebührlich auf und erst nach drei Anrufen konnte er weitere Ermittlungen unterbinden. Da konnte es nicht schaden, dass die Gattin erst nach zwei Monaten wieder im Lande auftauchte. Er nutzte die Zeit, um junge Talente im Reitsport zu fördern und ließ dabei auch so manchen Gaul springen. Die Villa des Ehepaars war nur wenige Kilometer von der Reitanlage entfernt und so konnte die Förderung dieser Talente auch im Westflügel, den er allein bewohnte, gebührlich fortgesetzt werden. Junge Frauen neigen eben zur Dankbarkeit, was er auch durchaus goutierte und genoss. Dies hatte er auch nicht vor zu ändern, trotz des Umstandes, dass seine Gattin bereits vor drei Wochen zurückgekehrt war. Er merkte aber bei den gemeinsamen Mittagessen durchaus, dass sie wieder etwas angespannter zu sein schien. So versuchte er das Thema Reitsport bewusst auszuklammern, um sie nicht unnötig in Sorge zu versetzen. Heute war es besonders schlimm, weshalb er sich abends mit Marie, eine ungewöhnlich hochgewachsene Nachwuchsspringerin, in seine privaten Gemächer zurückzog, um gemeinsam mit ihr den schönen Seiten des Lebens zu frönen und so auf andere Gedanken zu kommen. Sein Sekretär arbeitete in der Zwischenzeit in den vorgelagerten Büroräumlichkeiten noch einen Vertrag aus, der eine größere, öffentliche Anschaffung betraf und ihm eine gebührliche Provision einbrachte. Marie zeigte auch hier ihr Talent, als plötzlich kurz vor dem Höhepunkt ein Schuss fiel. Er sprang auf sowie Marie aus dem Fenster des ersten Stockes (auch ohne Pferd sah das nicht unelegant aus, vielleicht lag das auch an den fehlenden Kleidern). Er suchte gerade in aller Ruhe seinen Nachtumhang, als seine Gattin wutentbrannt bei der Tür hereinstürmte. „Wo ist sie?! Wo ist sie?!“, schrie sie unentwegt. Er redete in sanften Worten und konnte sie nach ungefähr sieben Minuten des gemeinsamen Absuchens der Gemächer davon überzeugen, dass hier niemand war. Sie beruhigte sich und gemeinsam gingen sie Richtung Ausgang. Bevor sie dort ankamen, berichtete seine Gattin ihm von dem kleinen Malheur. Tatsächlich lag dort der tote Sekretär, den sie erschossen hatte, nachdem er sie am Eindringen in die Räumlichkeiten des Gatten hindern wollte. Er musste wieder telefonieren und eine richtig große Stange Geld in die Hand nehmen, da hier nun auch der Verfassungsschutz von Nöten war, schließlich ging es wohl um den gerade zu verhandelnden Vertrag, dessen Verhinderung Ziel des Anschlags gewesen sein muss. Als er nach zwei Tagen im Innenministerium noch Nachgespräche zu dieser Kalamität geführt hatte, war den Beteiligten klar, dass es so nicht weitergehen könnte. Nach einer Woche gaben sie daher öffentlich bekannt, dass der Verfassungsschutz umbenannt werden würde.

Harald, 19. März 2021

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