Fransek, der gern etwas erleben wollte, aber zugleich sparen musste, bestellte sich im Internet einen fliegenden Teppich; aus dem genannten Grund keinen neuen bei Emerson, sondern einen gebrauchten bei Ihbey. Die neueren Modelle waren bereits mit Elektroantrieben ausgestattet. Franseks generalüberholter Gebrauchter wurde dagegen von einem Dieselmotor angetrieben und verfügte weder über einen Katalysator noch über einen Partikelfilter. Das nahm Fransek gern in Kauf. Das Wichtigste für ihn war, dass er überhaupt fliegen und aus der Luft nach Frauen Ausschau halten konnte. Er machte sich mit der Steuerung vertraut und flog ein paar Proberunden, um sich an die holprige Gangschaltung zu gewöhnen. Als er das Gerät einigermaßen beherrschte, flog er gleich aufs Land hinaus, wo, wie ihm vorkam, die Frauen leichter zu beeindrucken waren als in der Stadt. Fransek orientierte sich an einem Feldweg, zu dem er in geringem seitlichen Abstand parallel flog. Plötzlich kam ihm völlig unverhofft eine Frau entgegen, die wild mit den Armen gestikulierte. Sie heiße Agnes, sagte sie zu Fransek. Sie sei eine Gänsemagd und sie benötige dringend Hilfe. Fransek drosselte den Motor und flog mit seinem Teppich seitlich an Agnes heran. Er fragte sie, wo der Schuh denn drücke. Sie sei mit ihren Gänsen auf der Weide unterwegs gewesen, erklärte Agnes, als plötzlich der Fuchs aus dem Gebüsch gesprungen sei und alle Gänse gestohlen habe. Die Vögel seien nicht einmal ihr Eigentum, seufzte Agnes. Die Besitzer hätten sie ihr nämlich gegen ein entsprechendes Entgelt zur Beaufsichtigung anvertraut. Sie sei nicht einmal richtig versichert. Fransek hielt ihr spontan seinen Arm hin und zog sie zu sich auf den Teppich. Er ließ sich die Richtung zeigen, in die der Fuchs mit den Gänsen verschwunden war, stieg aufs Gas und nahm entschlossen die Verfolgung auf. Es dauerte nicht lang, bis sie den dreisten Dieb eingeholt hatten. Nun machte es sich sogar bezahlt, dass Franseks Teppich keine Abgasreinigungsanlagen aufwies. Fransek flog mehrmals so dicht über den Fuchs hinweg, dass dieser, geschwächt von Gestank der Dieselabgase, einen Hustenfall bekam und den Sack mit den Gänsen fallen ließ, um allein schneller das Weite suchen zu können. Fransek verlangsamte den Teppich so weit, dass Agnes absteigen und den Sack sicherstellen konnte. Zum Glück waren die Tiere noch am Leben und bis auf den Schrecken, der ihnen widerfahren war, unversehrt. Agnes war überglücklich und versprach Fransek, dass sie sich erkenntlich zeigen und ihm jeden Wunsch von seinen Augen ablesen wolle. Dazu solle er aber bitte von seinem Untersatz absteigen und ihr Gesellschaft leisten. Das mache er gern, erwiderte Fransek, aber erst, wenn sie nicht mehr im Dienst sei und Feierabend hätte. Bis dahin bleibe er lieber auf dem Teppich.
Michael, 30. Juli 2021.