Wildhonig

Manchmal müssen auch Geheimnisse gelüftet werden. Es fällt uns schwer, aber wir wissen, dass manche schon zu nah dran sind, als dass wir ihnen noch was vormachen können. Es fing alles harmlos an, naja, wir wussten, dass es ein Abenteuer sein würde. Nepal war das Ziel, genauer gesagt das Volk der Gurung. Nach dieser Reise war kein Stein mehr auf dem anderen. Wir hatten beruflich fast über Nacht Erfolg, fühlen uns mit deutlich über fünfzig noch richtig jung, von den zahlreichen Liebhaberinnen gar nicht zu sprechen. Das Schreiben fällt uns seitdem auch sehr leicht. Unsere Ehegattinnen können aufgrund unseres Fleißes gar nichts dagegen haben und drückten das eine oder andere Mal ein Auge zu, wenn wir es wieder mal völlig übertrieben. Selbst unser Bankberater fragte uns erst letzte Woche, wie wir das machen würden, da unser Aktiendepot mittlerweile auf eine nette achtstellige Summe angewachsen war. „Das ist ja gerade zu teuflisch“, meinte er und hatte damit gar nicht so unrecht. Aufgrund unseres Erscheinungsbildes, unseres Vermögens und unseres Verhaltens hatten wir in der Vergangenheit bereits mehrere Hausdurchsuchungen des Sondereinsatzkommandos über uns ergehen lassen müssen. Die vermutete Hanfplantage wurde nie gefunden. Vielleicht sind wir auch selbst schuld, dass unser Geheimnis nun doch an die Öffentlichkeit kommt. Die beiden 911-Porsche im gelb-schwarzen Bienenmuster hielt ich noch vor ungefähr fünf Wochen für eine tolle Idee, um auf unseren neuen Bienenblog aufmerksam zu machen. Die Aufmerksamkeit ist seitdem tatsächlich deutlich gestiegen, leider kam aber vor zwei Tagen auch ein Biologe auf uns zu und war sehr schnell auf der richtigen Spur. Damals in Nepal beim Volk der Gurung sammelten wir, nachdem es uns die Einheimischen gezeigt hatten, Honig, genauer gesagt den Honig der Riesenhonigbiene. Dazu ließen wir uns mit Seilen zu jenen Felsspalten hinunter, an denen wir dieses Tier und dessen Honig vermuteten. Wir waren bereits nach einigen Tagen erfolgreich und konnten etliche Waben aus den Ritzen hervorholen. Zuhause angekommen kosteten wir schnell und nahmen seitdem jeden Morgen einen Teelöffel zu uns. Da die Riesenhonigbiene die Blüte der Nationalpflanze Nepals, dem Rhododendren, regelmäßig besucht, enthält der Honig jede Menge Grayanatoxin. Die Wirkung gleicht einem Joint und lässt die Dinge locker angehen. Unser Vorrat reicht selbst für ein sehr langes Leben. Wir haben uns nun nach reiflicher Überlegung es uns zum Ziel gesetzt, die Riesenhonigbiene zu schützen, da Marc mittlerweile täglich sieben Teelöffel nascht und Elon täglich dreizehn (!) Teelöffel zu sich nimmt, nachdem er einen Mikrobloggingdienst gekauft hat. Durch diesen übermäßigen Konsum ist die Riesenhonigbiene mittlerweile vom Aussterben bedroht. Auch wenn ihr nun die Wahrheit wisst, bitte behaltet sie für euch, stoppen wir gemeinsam Marc und Elon und sorgen so dafür, dass die Riesenhonigbiene überlebt. Für die fleißigsten UnterstützerInnen unserer Kampagne „Schützt die Riesenhonigbiene“ versenden wir übrigens einen Teelöffel Honig.

Harald, 06. Mai 2022.

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