Herberger igelte sich ein. Er konnte nicht anders. Die ewigen Feldversuche hatten ihn dünnhäutig gemacht. Als Stachelkleid diente ihm der Musterbürstensatz, mit dem er monatelang durch den Kosovo getingelt war.
Im Mölltal, in das es ihn danach verschlagen hatte, fühlte er sich wie ein Fremdkörper. Die feindseligen Blicke der Älpler. Die schroffe Skepsis gegenüber den Bürsten. Nicht, dass er im Kosovo etwas verkauft hätte. Aber es hatte immerhin Verständnis gegeben, ein stilles Wohlwollen, bisweilen sogar Gänsehaut. Das Mölltal dagegen: eine einzige Durststrecke.
Neben ihm hielt auf dem Feldweg ein Käfercabrio. „Was lange währt, wird endlich gut“, sagte Eveline, die am Steuer saß. „Es ist Kunst, oder?“
„Bedauere“, erwiderte Herberger. „Es ist weit mehr als das.“
Eveline streckte ihm die Zunge heraus. Zu welchem Zweck, war nicht ganz klar. Eine Honigbiene vermutete eine Einladung, landete auf dem feuchten Muskelkörper und stach nach kurzer Überlegung hinein.
„Ich kaufe eine Bürste!“, stöhnte Eveline. „Aber jetzt retten Sie mich! Ich habe eine Allergie.“
Heuberger schüttelte den Musterbürstensatz ab und entrollte sich. Er rieb ihr die Zunge mit Spitzwegerich ein.
Gegen Abend sah er sich den Scheck an, den Eveline ihm zugesteckt hatte. Er konnte sich jetzt zwei Bürstenfabriken leisten, eine im Mölltal und eine im Kosovo.
Michael, 29. Juli 2022.