Andreas seine Frau war eine Woche vor Weihnachten noch auf Dienstreise. Es war ein Advent wie gewohnt, als es an der Tür läutete. Andreas öffnete die Tür und wie erwartet stand ein blonder Engel vor ihm. Sie begehrte Einlass, was ihr Andreas aufgrund ihres Aussehens sofort zugestand. Der blonde Engel setzte sich zu ihm an die Couch und begann zu sprechen und berührte auch immer wieder seine Stirn, das mit einem angenehmen kühlen Gefühl verbunden war. Die Stimme kam ihm seltsam vertraut vor und er war schon geneigt, den blonden Engel zu küssen, als es abermals an der Tür klingelte. Diesmal stand – er hatte es sich wieder bereits gedacht – ein kleiner Teufel vor der Tür, verführerisch, rot gekleidet und ein laszives Lächeln. Bevor sie fragte, ob sie hereindürfte, ergriff Andreas ihre Hand und zog sie ins Haus. So lag er nun auf der Couch, einen blonden Engel und den kleinen Teufel an seiner Seite. Aus seiner Sicht konnte das Spiel nun beginnen und er fragte sich, wer sich auf der Couch besser machen würde und war fest gewillt, die Antwort in Kürze selbst herauszufinden. Der blonde Engel berührte immer noch seine Stirn und er versuchte, sie auf spannendere Gedanken zu bringen. Er öffnete leicht den Mund, um sie zu küssen, als der kleine Teufel ihm eine Flüssigkeit einflößte. Es schmeckte schwefelig, ihm war, als käme Rauch aus seinem Mund. Er öffnete sein Hemd und knöpfte sich die Hose auf, störte doch diese nun aus seiner Sicht nur mehr. Ein Traum würde wahr werden, dachte er gerade, als sich der blonde Engel und der kleine Teufel in die Haare kriegten. „Du bringst ihn noch um“, fauchte der blonde Engel. „Ich weiß, was ich tue, schließlich ist es für mich nicht das erste Mal“, feixte der kleine Teufel zurück. Andreas stimmte dem zu, Erfahrung wäre schon wichtig. „Sei gefälligst ruhig“, brüllten ihn beide an. Mit einem Schlag war er durch die Lautstärke nun völlig bei Sinnen, vor ihm saß seine blonde Mutter mit einem Geschirrtuch, in dem sich ein Kühlbeutel befand sowie seine Schwiegermutter mit einer selbst gebrauten Tinktur. „Na geht doch“, meinte die Schwiegermutter. Er hätte seit Stunden das Telefon nicht abgehoben, weshalb seine Frau sich Sorgen gemacht hat und sie die Kavallerie in Form seiner Mutter und Schwiegermutter auf den Plan rief. Er konnte sich jetzt wieder erinnern. Gestern hatte ihn ein leichter Husten geplagt und seine Frau meinte, es würde Honig helfen. Da er mit einem Freund sich in einer Bar verabredet hatte und er den Honig im Haus sowieso nicht finden würde, trank er an diesem Abend Met in rauen Mengen. Wie er heimgekommen war, konnte er trotz intensiver Bemühungen nicht restlos klären. Er versicherte sowohl Mutter als auch Schwiegermutter, dass es ihm gut gehen würde und sie nun beruhigt wieder gehen könnten. Seiner Frau schickte er eine Nachricht, dass alles in Ordnung wäre und nur der Honig seinen Schlaf massiv verlängerte. Als eine Stunde später das Handy wie eine Biene summte und er abhob, hauchte eine Stimme: „Ich bin es, von gestern, Gabi, dein blonder Engel…“ Er meinte, dass er von Engeln und Teufeln zumindest für dieses Jahr genug hätte und im neuen Jahr durchaus wieder offen für den einen oder anderen Engel bzw. Teufel wäre. Dann legte er grußlos auf.
Harald, 16. Dezember 2022.