Fastenzeit

Fasching hatte er in Österreich gefeiert, Karneval in Venedig, Nizza, Rio und Oruro. Die langen Champagnernächte in bester Erinnerung begann nun die Fastenzeit, auf die seine Frau Nicole soviel Wert legte. Anfangs war er durchaus guter Dinge, doch nach mittlerweile zwei Wochen bemerkte sogar Nicole, dass seine Stimmung den Tiefpunkt erreichte. Sie goutierte zwar seine Eskapaden nicht, sah aber in seinen jungen Studentinnen, die er im Karneval meist im Ausland dutzendweise kennenlernte und mit denen er nicht wenige, meist sehr teure Champagnerflaschen leerte, kaum ernsthafte Konkurrenz. In der dritten Woche gab sie nach, es war nicht mehr auszuhalten, nachdem er bereits seit fünf Tagen nicht mehr aus dem Bett gekommen war. Er sollte nun nur auf Champagner verzichten, alles andere wäre erlaubt. Am nächsten Tag stand er bereits am Morgen auf und schmiedete wieder Pläne. Die Abende dauerten nun wieder länger, führten ihn von Salzburg nach Wien, er war in Hochstimmung. Seine Frau kannte ihn lange genug, dass sie diese Euphorie gut einzuordnen wusste und stellte ihn zur Rede. Er erklärte selbstbewusst, dass er nun in verschiedensten Bars Whiskey trinken würde. Beginnend bei Macallan 1926 Fine and Rare bis zu einem 64 Jahre alten Dalmore Trinitas wäre alles dabei. Auf die Frage, wer ihn denn da begleiten würde, antwortete er nun doch etwas kleinlaut, dass es meist Models mittleren Alters seien. Nun befand er sich mit Nicole, die um die Gefährlichkeit von whiskeytrinkenden Frauen wusste, auf einer vierwöchigen Fastenkur in einem Kloster. Ihn hielt nur die Vorfreude auf den nächsten Fasching aufrecht.

Harald, 10- März 2023

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