Schnitzeljagd

"Finden Sie es nicht auch langweilig", fragte ein vorlauter Student den Professor Korner, der schon seit Jahrzehnten an der Jagduniversität von Halalingen Pirsch- und Schusskunde unterrichtete und als absolute Kapazität galt, "immer nur aufs ganze Wild zu gehen und niemals gezielt bestimmte Teilaspekte aufzu­greifen?" "Sie reden Unsinn, Herr Kollege", blaffte der Professor Korner zurück, "und … Weiterlesen Schnitzeljagd

Rondo

Schachtelhalmer, dem das Wild grundsätzlich nicht geheuer war, überwand seine Scheu und pirschte sich im März auf einer Lichtung so nah an ein dort äsendes Rudel Rehe heran, dass er die Tiere mit seinen ausgestreckten Armen schon fast berühren hätte können. Im Augenblick seines Triumphes erstarrte er gewisser­maßen zur Salzsäule, hatte allerdings zuvor noch daran … Weiterlesen Rondo

Jagdvariante

Als ich die Wiedehopfinger Au durchstreife, beobachte ich, wie von einem Hoch­stand an einer Lichtung ein jagdlich gekleideter Mann heruntersteigt. Ich grüße ihn höflich. Er erwidert meinen Gruß, schiebt mich aber sofort energisch zur Sei­te und erklärt mir, dass er es eilig habe. Die Jagd beginne nämlich gleich. Am Wegrand hebt er einen Vorschlaghammer auf … Weiterlesen Jagdvariante

Tütensuppen

Nach langen, ermüdenden Jahren in der Zivilisation habe ich mich auf der Suche nach Ruhe in die Einsamkeit der Natur zurückgezogen und eine bescheiden dotierte Stelle als Wildhüter auf Lebenszeit angenommen. Mein Revier liegt am nördlichen Ende der bewohnten Welt; dahinter tut sich in Richtung Norden nur noch unberührte Wildnis auf, die von kargem, kniehohem … Weiterlesen Tütensuppen

In a yellow submarine

Gebhard stieg in ein fremdes gelbes Tauchboot und schloss die Luke hinter sich. Es handelte sich um eine spontane Aktion. Gebhard, der mit der Steuerung des Wasserfahrzeugs in keiner Weise vertraut war, las die Bedienungsanleitung nicht. Auch wenn es sich um eine geplante Aktion gehandelt hätte, hätte Gebhard in An­wendung einer als typisch männlich betrachteten … Weiterlesen In a yellow submarine

Ein Schuss ins eigene Knie

Der eher unbedeutende Naturgeist Blasius, der für das Wohlergehen der Ringelblumen zuständig war, verspürte Langeweile. Mehrmals schon hatte er bei seiner übergeordneten Geisterbehörde um eine Ausweitung seines Aufgabenbereichs ersucht, war dabei jedoch immer auf taube Ohren gestoßen. Die Obergeister attestierten ihm mangelnde Gestaltungskraft und bloß schwaches Durchsetzungsvermögen. Auch die Ringelblumen schätzten die Wirkmächtigkeit ihres Geistes … Weiterlesen Ein Schuss ins eigene Knie

Was war das denn?

Was die Leute alles verlieren, unglaublich, neulich, ich arbeite im Fundbüro, hat einer angerufen, der hat gesagt, er habe seinen Geist verloren, ob denn einer ab­gegeben worden sei, er würde selbstverständlich Finderlohn bezahlen, es sei von höchster Wichtigkeit, dass er ihn wiederbekäme, seinen Geist, und überhaupt und sowieso, im Allgemeinen wie im Speziellen, und an … Weiterlesen Was war das denn?

Schallbrecher

Otto kaufte sich in einer sehr fragwürdigen Musikalienhandlung eine gebrauchte Trompete. Weil er sehr wenig Geld besaß - genaugenommen nicht mehr als elf kanadische Dollar - musste er sich mit einem sehr alten unansehnlichen Instru­ment bescheiden. "Ist die auch noch gut?", fragte er den Verkäufer und ließ eine gehörige Portion Skepsis mitschwingen. "Die elf Dollar … Weiterlesen Schallbrecher

Brot und Spiele

In einer meiner jüngsten Traumsequenzen tauchte Conchita Wurst auf, der wiederum ein Geist erschien, der ihr verkündete, dass sie ein Kind bekommen werde. Die Vorhersage bewahrheitete sich und Conchita gebar einen kleinen Sohn, dem sie den Namen Sam gab und den sie, weil sie ja Österreicherin ist, Sammerl nannte, und der deshalb im Kindergarten zur … Weiterlesen Brot und Spiele

Im Reich der Sinne

Einmal musste ich mit meinem Fahrrad unfreiwillig das Einkaufszentrum "Von allen fünf Sinnen" aufsuchen, weil nur dort Gummipfropfen mit einem speziellen Durchmesser erhältlich waren, die ich benötigte, um meine Flaschen mit selbst gekeltertem Birnenmost während der Gärung zu verschließen. Das Zentrum war für mich die Hölle. Von den Decken zuckten überall die unregelmäßigen Blitze des … Weiterlesen Im Reich der Sinne

Letzter Ritus

Als es mit dem alten Lois zu Ende ging, der nichts ausgelassen und zeit seines Lebens gesoffen, gefressen, gehurt, gequalmt, gekifft und gezockt hatte, verlangte er nach geistlichem Beistand. "Du hast Pech", sagte ich an seinem mutmaßlichen Sterbebett. "Unser Pfarrer ist gerade nicht da." "Einmal, wenn man ihn braucht!", zeterte Lois. "Wo steckt der Lump?" … Weiterlesen Letzter Ritus

Der Geist von Ingeborg

Wenn ich mein Grundstück verlasse, mich nach rechts wende und dem Verlauf unserer Gasse bis zu deren Ende folge, dort die etwas breitere Hauptzufahrtsstra­ße quere und auf der anderen Seite einen unscheinbaren, durch zahlreiche Bege­hungen ausgetretenen kleinen Pfad in das Wäldchen dort einschlage, gelange ich rechter Hand schon nach wenigen Schritten an eine Stelle, von … Weiterlesen Der Geist von Ingeborg

In dubio pro Wumms

Heidelberger prügelte sich mit Himberger. Erdberger ging dazwischen. "Seid ihr von Sinnen, ihr durchgeknallten Beerenobstler! Dies hier ist eine Universität und keine Biodiversität!" Himberger begann Erdberger zu vermöbeln. Heidelberger schlug auf beide ein, mehr jedoch weiterhin auf Himberger als auf Erdberger. Erdberger rief Bromberger zu Hilfe, der ebenfalls Spaß daran hatte, andere tüch­tig zu verhauen. … Weiterlesen In dubio pro Wumms

Missing Link

Overbeck stieg in Salzburg am Hanuschplatz in eine Straßenbahn, ließ sich von dem Schienenfahrzeug über die Staatsbrücke befördern und erinnerte sich erst am Markartplatz daran, dass es in Salzburg gar keine Straßenbahnen mehr gab, was natürlich eine fatale und unbequeme Folge zeitigte, nämlich die, dass Over­beck plötzlich auf der Fahrbahn saß, nachdem seine Straßenbahngarnitur sich … Weiterlesen Missing Link