Djangos Keller

Einmal erbte Django einen Keller, der sich leider als unansehnlich erwies. Er erwog, ihn zuschütten zu lassen.

„Du brauchst eine Kellerbar“, widersprach sein Freund Zorro.

Django nickte. Das war es!

Er hatte vor seiner Karriere als Revolverheld lange am Bau gearbeitet. Er erledigte die Maurerarbeiten selbst und zeigte Zorro Fotos seines Werkes.

„Die Bar ist schön geworden“, sagte Zorro beim Betrachten der Bilder, „aber der unterirdische Weg, der zu ihr hinführt, erscheint immer noch unansehnlich. Du solltest ihn pflastern lassen.“

„Womit pflastert man Wege?“

„Mit Leichen“, sagte Zorro. „Womit sonst?“

„Und wo gibt es welche zu kaufen?“, fragte Django. „In der Prosektur im Krankenhaus?“

„Man kauft heutzutage keine Leichen mehr. Man least sie. Lass dir Leasingleichen liefern.“

Django nickte wieder.

Geschulte Leichenleger verrichteten ihr Arbeit. Leichen pflasterten Djangos Weg.

An einer Stelle im vorderen Bereich des Ganges hatten die Männer, wie Zorro es angeregt hatte, eine Lücke gelassen. Als er Django zum ersten Mal im seinem Keller besuchte, brachte er als Gastgeschenk eine eigene Leiche mit, die sich harmonisch ins Ensemble der übrigen einfügte.

Django forderte Zorro auf, schon vorauszugehen in die Bar und eine Flasche Champagner zu köpfen. Er müsse noch ein kleines Geschäft verrichten und komme gleich nach. Er entfernte sich.

Zorro tat wie geheißen. Als Django wenig später wieder auftauchte und gerade über Leichen ging, fiel plötzlich der Strom aus.

„Ich sehe nichts!“, rief Django. „Wie komme ich jetzt zu dir?“

„Nur über meine Leiche!“, rief Zorro aus der Bar.

Django schaffte es mit einiger Mühe.

Zum Glück hatte Zorro eine Idee wegen des fehlenden Lichts.

Im Schein der Taschenlampen ihrer Mobiltelefone stießen sie mit Champagner an auf die gelungene Renovierung des Kellers und auf ihre unverbrüchliche Freundschaft.

Michael, 21. April 2023